Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
37. Jahrgang.1910
Seite: 696
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
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696 Psych. Studien. XXXVII. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1910.)

nenz-Monismus bestreiten können, ohne bessere Beweise
herbeizuschaffen, als sein Glaube sie ihm liefert. Daß die
Möglichkeit der Existenz einer übersinnlichen, nicht übernatürlichen
, unsichtbaren, geistige Inhalte auf meßbarer
Energie tragenden, lebendigen Welt gegeben, beweist die
Telepathie. Ob es aber, wie vom Okkultismus behauptet
wird, eine solche intelligible Welt gibt, Empfindungsleiber,
die ohne Stoffwechsel das zu ihrer Existenz notwendige
energetische Substrat zu erzeugen vermögen, ist noch von
ihm zu beweisen, und kann nur durch eine vorurteilsfreie
Naturforschung, wrie sie die Zukunft bringen wird, zum
Austrag gebracht werden. Der Okkultismus behauptet, es
bewiesen zu haben, und wer nicht die ihm vielfach zustimmenden
Meinungen und eigenen Erfahrungen exakter
Forscher wie Crookes, Eichet, Myers, Lodge, Ochorowicz
usw. anerkennen will, der ist gezAvungen, sie wissenschaftlich
mit den gleichen Mitteln jener Forscher zu widerlegen.
Unwissenheit und Vorurteil wollen jene Forscher zu betrogenen
Selbstbetrügern stempeln. G. Rothe (in: „Radioaktivität
des Menschen1*) bezeichnet nicht mit Unrecht dies
Negieren von Tatsachen als „blinden Fanatismus*. Nur
kürzlich noch hat W. Ostwald auf die Notwendigkeit vorurteilsfreier
wissenschaftlicher Untersuchung der sogenannten
okkultistischen Tatsachen hingewiesen.*)

Die Dogmen der Wissenschaft sind im Grunde ebensowenig
vor den Umwälzungen der Zeit und ihrer neuen Erkenntnisse
sicher, als die des Glaubens. Jede neue Erkenntnis
tötet ein altes Vorurteil, und deren ist die
Naturwissenschaft nicht weniger voll, als die Kirche. Die
heiligen, unantastbaren, chemischen und physikalischen
Dogmen von den Elementen und Atomen waren, was man
vergaß, Hypostasien, Glaubenssachen. Der Modernismus
des Radiums hat sie umgeworfen. Das Los aller Glaubenssachen
, denn alles ist ja nur ein Gleichnis! Wenn eine
neue Wahrheit gefunden wird, zittern nicht nur alle Ochsen
vor dem Hekatombenopfer, sondern wird auch allen großen
und kleinen Päpsten des Wissens wie des Glaubens vor
ihrer Unfehlbarkeit bange. Ihre Intoleranz könnte außerdem
Schaden erleiden. — Da*- ist das „Stirb und werde!*
allen Geistes: Werden heißt-, ihm leben, Gewordensein:
Tod. In gewordener, von ihm geschaffener Form nimmt er

*) Im Zusammenhang damit steht vielleicht die (auch in den
„Psych. Stud.", S. 534 er. berichtete) Tatsache, daß der als scharfsinniger
Kritiker gerühmte Psychologie-Professor Dr. Max Dessoir
im Wintersemester 1910/1911 an der Berliner Universität über
„Hypnotismus und Spiritismus" lesen wird.


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