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700 Psych. Studien. XXXVII. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1910.)
Amsterdam* und „van Houten". Tief seufzend verließ uns
der „Cfeist". Auch ich Avar enttäuscht. Während des
Singens, das hierauf stattfand, wurden meine Frau und
viele der Anwesenden berührt und doch hielten wir uns
alle an den Händen. Ich fühlte, daß sich eine weiche
Hand auf meinen Kopf legte und mit den Fingern meine
Stirn berührte, und ich glaubte, diese Hand als die meiner
Tochter Minna zu erkennen, die im Oktober 1878 diese
Erde verließ und von der wir seitdem Lichts gehört hatten.
Ich sagte also laut: „Bist du es, Minna? Dann gib mir
drei Schläge auf die Stirn!" Sofort wurde meine Bitte gewährt
. — Die weiteren Manifestationen übergehe ich stillschweigend
und vermelde nur, daß mein Freund van
Straateji und seine Frau unbefriedigt nach Hause gingen.
Sie zweifelten und das dauerte noch lange Zeit fort. Nach
dem Tode seiner Frau im Jahre 1886 fing van Straaten
an, mit seiner Tochter und zwei von ihren Freundinnen in
Apeldoorn Sitzungen abzuhalten. Während einer derselben
wurde van Straaten's Zweifel aufgehoben. Es war am
14. Sept. 1886, daß Minna sich manifestierte. Keine von
den jungen Damen wußte, was in London vor drei Jahren
geschehen war. Ich fragte: „Warst du bei uns m der
S£ance zu London bei Husk und Williams, als Mama und
ich im Jahre 1883 dort waren?" Ich erwartete keine
andere Antwort als: „Nein." Sie lautete aber: „Auf deiner
Stirn," was für mich der Beweis war, daß mein liebes Kind
wirklich vor drei Jahren ihre Hand auf meine Stirn gelegt
und ich Unrecht hatte, an der Echtheit der Erscheinungen
zu zweifeln. — [Sehr beachtenswert! — Ked.j
So einfach diese Tatsache auch ist, sie kennzeichnet
den ernstlichen Versuch eines liebenden Kindes, ihren
Vater davon zu überzeugen, daß es noch lebe, dadurch,
daß es ihm einen Identitätsbeweis gab. In allem zeigte
sieh das Streben, wahr zu sein; wenn also auch sogenannte
„schöne" biblische oder religiöse Sätze fehlten, darf diese
Manifestation doch Wahrheit atmend genannt werden, und
ist infolgedessen im Geiste dessen, der da sagte: „Ich bin
die Wahrheit und das Leben, wer an mich glaubt, der
wird leben.1* —
Es ist die erste Pflicht eines jeden Untersuchers, solche
Geister-Mitteilungen ernstlich zu prüfen und sich nicht von
schönklingenden Phrasen hinters Licht führen zu lassen.
Auch warnen die erfahrenen Spiritisten immer davor, daß
niemand sich ohne weiteres dazu verführen lasse, allein
Versuche auf diesem Gebiete anzustellen. Der allgemein
geschätzte Arzt Dr. Frederik van Eeden, der sehr viel
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