Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
37. Jahrgang.1910
Seite: 701
(PDF, 209 MB)
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Göbel: Prüfet die Geister!

701

praktische Erfahrung auf psychischem Gebiete hat, lehrt
uns, wie gefährlich es sein kann, jemand dazu anzutreiben.
Ich gebe seine Beschreibung einigermaßen verkürzt wieder:

„Eine Dame von klarem Verstände und von hoher intellektueller
Bildung, die aber sehr nervös war, hatte zufällig
entdeckt, daß sie psychograpbisch schreiben könne.
Sie hatte dem aber nicht nachgegeben aus Furcht für ihre
Gesundheit. Auf meine Bitte wiederholte sie jedoch den
Versuch. Es kamen nun Mitteilungen in verschiedenen
Sprachen, Zeichnungen, Bilder und dergleichen. Es zeigte
sich bald, daß die Mitteilungen lauter Erdichtung und Unsinn
waren. Trotz wiederholten Versuchen, einen Identitäts-
oeweis zu bekommen, wurde dem doch nicht genügend
entsprochen. Aber eines Tages wurde die Sache anders.
Ich erhielt von der Dame einen schwärmerischen, exaltierten
Brief, was ich nicht gewohnt war. Sie erzählte, daß sich
jetzt ein Wesen höheren Hanges durch sie geoffenbart habe.
Dieser Genius habe nicht nur durch ihre Hand geschrieben,
sondern sie auch seine Stimme hören lassen. Sie sei den
ganzen Tag mii ihm im Gespräch, bekäme allerhand Mitteilungen
, Ratschläge und Offenbarungen, welche einen sehr
religiösen Charakter trügen. Sie verkünden eine neue Religion
, deren weiblicher Apostel sie einmal werden würde.
Ich verhielt mich sehr zurückgezogen, bis ich selbst die
Gelegenheit haben würde, diese wunderbaren Enthüllungen
kennen zu lernen. Dann brachte ich durch kritisch gestellte
Fragen alsbald die Kurzsichtigkeit und die sehr
merkbaren Irrtümer des Geistes an den Tag. Sie war aber
von ihrem Dämon so betört, daß sie unbedingt allen seinen
Worten als den heiligsten Offenbarungen glaubte, folgte
blindlings seinen Befehlen und war traurig und entrüstet,
als ich nichts von dieser vermeinten Heiligkeit wissen wrollte
und auf seine feierlichen Erklärungen ziemlich scharf und
respektwidrig antwortete.

Dieser traurige Zustand verschlimmerte sich immer
mehr. Die schriftlichen Mitteilungen des Dämons wurden
sehr ausführlich. Es kamen Betrachtungen über die Offenbarung
des Johannes, mit Erklärungen und Erläuterungen,
daß ich mich darüber nur wunderte. Ein ganzes Kapitel
wurde in sehr kurzer Zeit fortlaufend hingeschrieben, ohne
daß ein Wort fehlte, obgleich die Dame sich nicht erinnerte,
daß sie dieses Kapitel je mit besonderer Aufmerksamkeit
gelesen habe. Die Befehle des Dämons wurden immer
zwingender und mannigfacher. Daraus entstand ein Zustand
, der viel Ähnlichkeit mit religiösem Wahnsinn hatte.
So genoß sie z. B. während 20 Tagen auf Befehl ihres


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