Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
37. Jahrgang.1910
Seite: 710
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
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710 Psych. Studien. XXXVII. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1910.)

III. Abteilung.

Tagesneuigkeiten, Notizen u. dergl.

Glauben und Wissen.

Uber dieses Thema hielt am 10. Nov. er. zu Tübingen
Professor Dr. Friedrich Traub, der Nachfolger des langjährigen
und verdienten Stiftsephorus Prof. Dr. von Buder
am Evangelischen Seminar, wo Denker wie Hegel, Schelling,
Ferd. Christian Baur (der Begründer der „Tübinger historischen
Schule"), dessen Schüler David Friedrich Strauß,
Schwegler, der Ästhetiker Friedrich Vischer, der Kanzler
Rümelin u. v. a. ihre gelehrte Ausbildung erhielten, im
Festsaal der Aula seine akademische Antrittsrede, ein
Thema, das eine sehr zahlreiche Zuhörerschaft versammelt
hatte. Er führte u. a. ungefähr aus: Das Problem „Glauben
und Wissen* ist so alt wie das Wissen. Der Glaube ist
älter. Das Wissen fand einen „Glauben* schon vor. Typisch
ist die Entwicklung in der Geschichte des Griechentums
und seiner Kultur. Aus der griechischen Religion hat sich
die griechische Philosophie und Wissenschaft iosgerungen,
ein „Wissen", das etwas anderes sein wollte, als der überlieferte
„Glaube der Väter". Seitdem ist das Problem vorhanden
. Es gibt keine für alle Zeiten giltige Lösung desselben
. Jede Zeit hat ihre eigene Kultur und mit jeder
muß sich der Glaube auseinandersetzen. Jede Dogmatik
kann in der nächsten Generation der Dogmengeschichte angehören
. Der Einzelne kann bloß sagen, wie ihm das Problem
sich löst, und anderen seine Lösung mitteilen. Und
doch ist es eine grundlegende Frage derjenigen Wissenschaft,
welche der Vortragende an der evangelisch theologischen
Fakultät vertritt. Der Redner verbreitete sich zuerst über
die wichtigsten Lösungen aus der Geschichte, um sodann
die für ihn überzeugendste darzulegen. Eine radikale, zwei
vermittelnde und eine kritische Theorie ist aufgetreten.

1) Die radikale Theorie sagt: entweder das Glauben
oder das AVissen! Gibt es nur eines oder das andere, dann
ist die Sache klar; ein Widerspruch ist nur möglich bei
Glaube und Wissen. Möglich ist also entweder Verneinung
des Glaubens oder Verneinung des Wissens. Letztere wäre
ein sieb selbst aufhebender Nihilismus, ist also im Ernste
nicht möglich. Die den Glauben negierende und für Illusion
erklärende sogen, „reine" Wissenschaft gibt eine glatte
Lösung, wie jede radikale Ansicht. Das „Wissen" be-


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