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14 Psychische Studien. XXXVIII. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1911.)
M. Cazotte, La Harpe, Chamfort, Condoreet, Vicq d'Azyr,
Nicolai, Bailly, Malesherbes et Mme. la Duchesse de Gram-
mont, avce quelques röflexions geniales." Dieser Wiederabdruck
gab die Veranlassung zunächst zu einem Artikel
im „ Journal de Paris* vom 17. Februar 1817. Darin stand,
daß ein alter Bibliophile, der Notar und Maire (der sogenannte
Pfere) B o u 1 a r d,*) welcher Freund und Testamentsvollstrecker
für La Harpe war, die Originalhandschrift
La Harpe's mit der Cazotte-Erzählung in Händen habe.
Von Petitot sei nun in der Einleitung zu der post-
humen Ausgabe von La Harpens Werken nur ein Teil
der Handschrift, soweit die Erzählung reiche, abgedruckt.
Die eigene Handschrift von La Harpe enthalte aber
einen weiteren Text; dieser bilde eine Nachschrift zu jener
Cazotte-Erzählung, und es sei darin unzweifelhaft gesagt,
daß die Erzählung nur erfunden sei. Es wurden dabei
einige solches besagende Sätze aus der Nachschrift wörtlich
angeführt.
Am 20. Juni 1817 ging dann weiter im „Journal de la
Librairie* (S. 382 u. ff.) der Biograph und Bibliograph
Beuchot bei einer Besprechung des Montpellier-Druckes
wieder auf die Autobiographie von La Harpe ein. Er
bezeugte, daß er diese im Besitze von Boulard gesehen
und daß dieser ihm gestattet habe, eine Abschrift davon zu
nehmen. Boulard hat damals versprochen, demnächst
diese La Harpe-Handschrift vollständig zu veröffentlichen
. Leider ist es nicht geschehen und sogar die Handschrift
selber ist verschwunden; 1868schon war sie nicht mehr
aufzufinden, als A s s 61 i n e a u und andere bei den neueren
Nachforschungen in dieser Sache danach suchten, über
den Verbleib der Abschrift war gleichfalls nichts festzustellen
. — Ganz erklärt ist aber damit noch nicht das Rätsel
dieser Nachschrift im Verhältnis zur Erzählung: Wir
wissen nicht den Grund, warum sie Petitot nicht gleich
von vornherein mit veröffentlicht bat, ebensowenig, warum
sie Boulard nicht nachträglich noch veröffentlicht hat,
wie er es versprochen hatte. Wir wissen nicht, warum er
diese höchst interessante Urkunde nicht wenigstens in
sicheren bekannten Händen, etwa in einer Staatsbibliothek,
hinterlassen hat, und ob der Wortlaut der Sätze, die uns
aus der Nachschrift überliefert sind, im „Journal de Paris*
wörtlich und dem Sinne des Zusammenhangs entsprechend
wiedergegeben sind. Die vollständige Kenntnis der Nach-
*) Er soll eine Privat-Bibliothek von einer halben Million Bänden
hinterlassen haben.
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