Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
38. Jahrgang.1911
Seite: 17
(PDF, 210 MB)
Bibliographische Information
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Htibbe-Schleiden: Cazotte's Prophezeiungen, 17

sie hat. Den seheint auch ihr Besitzer B o u 1 a r d nicht
recht eingesehen zu haben; denn sonst hätte er uns mehr
als ein paar Sätze aus der Nachschrift mitgeteilt. Indessen
sind schon diese fast das Wichtigste der ganzen Urkunde.
Die Nachschrift scheint aus einer späteren Zeit herzurühren,
und vielleicht hat überhaupt La Harpe die Niederschrift
der Szene, die ihm für die Öffentlichkeit gar zu
minderwertig erschien, nur deshalb aufbewahrt, um sie noch
später wiederholt privatim vortragen zu können und dann
die Erörterungen daran zu knüpfen, die er in der Nachschrift
ausgesprochen hat. Er nimmt in dieser an, daß jemand
nach Anhören der Erzählung fragt, ob denn Cazotte
's Prophezeiung der genau so eingetroffenen
Tatsachen wahr sei, ob sie wirklich stattgefunden habe.
Darauf geht die Nachschrift ein: „Was nennen Sie wahr?
Haben Sie nicht das Alles mit Ihren Augen gesehen?* —
„Ja, die Tatsachen; aber wie ist es mit der Voraussage
einer so außerordentlichen Prophezeiung?« — „Sie wollen
sagen, daß alles, was hier Ihnen als das Wunderbarere erscheint
, die Prophezeiung ist. Sie irren sich! Diese ist
nicht das wahre Wunder, da sie nur untergeschoben (sup-
pos6e) ist. Das Wunderbare ist die Menge von unerhörten
und entsetzlichen Tatsachen der Revolution. Wenn Sie in
dem, was wir da haben^geschehen sehen, nur eine Revolution
sehen, wenn Sie glauben, das sei nur eine Revolution
gewesen, wie es deren andere geben kann, so haben Sie
weder gelesen, noch gedacht, noch gefühlt. In diesem
Falle würde selbst die Prophezeiung, wenn sie so stattgefunden
hätte, nur ein Wunder mehr gewesen sein, das
an Ihnen, wie an den anderen, verloren gewesen wäre; und
das ist eben das größte Übel."

Soviel ist uns von der Nachschrift überliefert. Was
sonst noch darin gestanden hat, ob der so überlieferte
Wortlaut ganz genau ist, das ist nicht genügend festgestellt.
Der Ton dieser Nachschrift aber trägt den Stempel der
Gemütsverfassung, in der sich La Harpe zuletzt befunden
hat. Sie kennzeichnet die Art der Religiosität La
Harpens in seinen letzten Lebensjahren, die sich fast zur
Frömmelei versteigt. Interessant ist aber diese Nachschrift
überdies nicht nur deswegen, weil darin bestätigt wird, daß
sich Cazotte nicht wirklich hat solche Brutalität, wie
die geschilderte, zu schulden kommen lassen, sondern weil
sie einige Angaben macht darüber, wie La Harpe die
dichterische Wahrheit auffaßte. Begrifflich unterschied
er sie natürlich von der tatsächlichen Wahrheit; auch gesteht
er ihr stillschweigend Gleichberechtigung zu. Der

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