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24 Psychische Studien. XXXVIII. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1911.)
denz" in einer anderen Mitteilung finden werde.
6) Wenn man zugibt, daß ein Zweck, eine Absicht offensichtlich
ist, dann ist der einfache telepathische Rapport,
der im blinden Zufall zwischen den am Versuche teilnehmenden
Personen spielt, nicht mehr hinreichend, um die
Tatsachen zu erklären. Eine leitende, dirigierende Intelligenz
muß da sein in irgend einer Art, sei es, daß sie dem
Geiste der anderen die geeigneten Ideen eingibt, sei es,
daß sie aus dem Geist der anderen solche Ideen entnimmt,
sei es, daß sie sich zu diesem Zweck Ideen aneignet, welche
sie aktiv oder passiv von anderen gewonnen hat. 7) Sind
diese Betrachtungen richtig, dann werden sie unser Problem
vereinfachen. Die Frage nimmt nun folgende Form
an: Welchem Geiste ist ein solcher dirigierender Einfluß
beizumessen ? Zwei Antworten bieten sich: a) dem Geiste
eines oder mehrerer der Teilnehmer; oder b) der Einfluß
rührt aus einer Quelle her, welche gänzlich außerhalb der Teilnehmer
liegt. 8) Könnten wir den ersten Punkt der eben
genannten Alternative eliminieren und den zweiten feststellen
, dann wäre der erste Schritt gemacht zur Annahme
dessen, was der leitende Einfluß selbst behauptet, nämlich,
daß die Mitteilungen von desinkarnierten Geistern kommen.
So sehr man auch die Frage der Möglichkeit einer Kommunikation
mit den Toten offen lassen wird, sobald man
zugibt, daß ein Fall von Kreuzkorrespondenz der beabsichtigten
Tätigkeit irgend einer außerhalb der Teilnehmer
liegenden Intelligenz zuzuschreiben ist, wird man es widersinnig
finden, jene Tätigkeit eher irgend einem vollständig
unbekannten X. beizumessen, als der in der Mitteilung selbst
angegebenen Quelle. 9) Leider ist der Beweis, welcher den
leitenden Einfluß der Medien ausschlösse, sehr schwierig
zu gewinnen. Es ist wahr: man kann sagen, daß irgend eine
auf ein Ziel gerichtete Tätigkeit eine bewußte sein muß;
noch mehr, daß wir ganz Recht haben, zu glauben (wie ich
es hierin tue), daß die Automatisten wirklich sich keiner
Tätigkeit zur Herbeiführung einer „Kreuzkorrespondenz44
bewußt sind; — allein dies genügt nicht. Die Phänomene
der automatischen Schrift scheinen, wie jene des Hypno-
tismus, auf das hinzuweisen, was man manchmal unter der
Bezeichnung „ Spaltung (IHssoci ation) der Persönlichkeit
" beschrieben hat; man versteht darunter, daß
ein Element des normalen Ich bis zu einem größeren oder
geringeren Grad von diesem Ich sich trennen und für eine
gewisse Zeit eine verhältnismäßige Unabhängigkeit erlangen
kann. Wir hätten es mehr mit diesem zweiten Ich (es
kann deren sogar mehrere geben) in den Phänomenen des
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