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26 Psychische Studien. XXXVIII. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1911.)
Mrs. Verrall, Verfasserin von lateinischen und griechischen
Schriften, welche leidenschaftlich psychiche Studien betreibt
und eine große Verehrerin von Myers ist. Myers und Verrall
sind zwei Geister, welche literarische Bildung und der gemeinsame
Hang zum Metapsychismus sozusagen zu ein
und derselben Familie vereinigt. Da ist es nur natürlich,
daß Mrs. Verrall nach der Lektüre der Werke Myers' und
besonders seiner „Human Personality* sich dieselben ganz
zu eigen gemacht hat. Sie teilt den Glauben ihres Meisters
und, als dieser im Januar 1901 starb, konnte sie in diesem
Vorgang nichts anderes sehen, als ein Fortgehen. Der
Wunsch mit ihm zu verkehren kam über sie. Es braucht
indes eine gewisse Zeit, bis die subliminale Arbeit ihn erfüllt
: erst am 8. Mai ist die Mediumnität genügend entwickelt
zum Beginn der Kommunikationen. Es ist interessant
zu erfahren, daß am selben Tage und um dieselbe
Stunde Mrs. Thompson, ein Medium, welches der Mrs.
Verrall völlig unbekannt war, in einer Sitzung in Gegenwart
von Mr. und Mrs. O. Lodge plötzlieh in Trance fiel
unter dem Einfluß ihrer gewöhnlichen Kontrolle „Nelly"
und unter jenem eines gewissen Geistes „H . . ,\ welcher
dann wo anders hingerufen worden war. Am
selben Tage und um dieselbe Stunde wurde dieselbe Kommunikation
bezüglich dieses H . . . von Mrs. Verrall erhalten.
Es ist das erste Beispiel einer „Kreuzkorrespon-
denz", die sich in der automatischen Schrift der Mrs.
Verrall vollzog. Das Phänomen war nicht verabredet,
denn die beiden Medien kannten sich noch nicht. Es ist
spontan erfolgt. Offenbar hatten die beiden Damen gemeinsame
Freunde, welche die Ähnlichkeit der beiden Mitteilungen
festgestellt haben. Die eine mußte, vermute ich,
von der anderen sprechen gehört haben und wünschte ihre
Bekanntschaft zu machen. Selbst wenn nicht Derartiges
der Fall wäre, wissen wir doch aus zahlreichen Beispielen,
daß sich spontan ein Kapport zwischen den Gehirnen zweier
Personen herstellen kann, die einander vollständig unbekannt
sind, und dies sogar auf große Entfernungen hin. Das Experiment
, das ich eben erwähnte, war also für Mrs. Verrall
der Ausgangspunkt dessen, was in der Folge die gelehrten
„Kreuzkorrespondenzen" werden sollten.*)
Die Stellen der von Balfour erwähnten Kommunikationen
, welche gleichsam zur Geduld ermahnen, wie:
„Mrs. Forbes hat die anderen Worte — stellen Sie dieselben
zusammen — fügen Sie jene den Ihrigen hinzu usw.", mit
) NB. nach der Hypothese Mr. Mangin's!
P.
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