Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
38. Jahrgang.1911
Seite: 37
(PDF, 210 MB)
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Kaindl: Die physiologischen Grenzen der Gesichtshalluzination, 37

In Ubereinstimmung mit dieser Ansicht würde der Sitz
der Gesichtserinnerung und der Yorstellungsbildung in
denselben occipitalen kortikalen (Hinterhauptgehirnrinde)-
Zonen liegen, mit welchen wir uns soeben befaßten. Andere
Autoritäten nehmen jedoch an, daß die beiden Funktionen
von Gesichtswahrnehmung und Vorstellungsbildung oder
Erinnerung örtlich getrennt sind, so daß z. JB. die unmittelbaren
Gesichtseindrücke in den innersten Zellenschichten
der Gehirnrinde zum Bewußtsein gebracht werden, während
ein Erinnnerungseindruck von denselben in den äußeren
Zellenschichten aufgespeichert wird; auch sollte hier bedacht
werden, daß die ausgeprägteren Nervenverbindungen
zur Gehirnrindenoberfläche vertikal laufen, indem sie,
Reihen von Zellen verbindend, von einzelnen Zellen in den
innersten Schichten zu Einzelzellen in den äußersten
Schichten allmählich vordringen.

Eine Gesichtserinnerung oder -Vorstellung kann so in
der Form einer Entladung von Nervenkraft gedacht werden,
welche von den äußersten Erinnerungszellen herab in die
korrespondierenden Sehzellen der gerade unterhalb liegenden
Schichten erfolgt und einen Gesichtseindruck erweckt,
der in der Regel einen bedeutend geringeren Grad von
Lebhaftigkeit besitzt, als die unmittelbare AYahrnehmung
des ursprünglichen Gegenstandes.

So gedacht könnte man sie, von einem psychischen
Gesichtspunkte aus, als Wahrnehmung, wenn auch als eine
von geringerer Intensität, auffassen, die, falls sie ungewöhnlich
lebhaft wäre, von dieser physiologischen Schule als
eine Gesichts-Halluzination bezeichnet werden w^ürde, und
die, falls die urteilenden und apperzeptiven Fähigkeiten
ruhen wie im Schlafe, in einem Traume eine Rolle spielen
würde.

Uns nochmals auf die vorige Definition der Halluzination
als einer Wahrnehmung ohne ein ihr entsprechendes
äußeres Objekt berufend, wollen wir hier zunächst untersuchen
, durch welche Ursachen solche unechte subjektive
Wahrnehmungen zustande kommen; und hierbei finden wir,
daß in betreff dieses Punktes unter den Physiologen eine
große Divergenz der Meinungen herrscht. Die Theorie der
Dissoziation, wie sie sich in dem Werke „Halluzinationen
und Illusionen* von Edmund Parish dargestellt findet,
dürfte die annehmbarste der bis jetzt vorgebrachten Theorien
sein. Er führt die Halluzinationen au Ermüdungsoder
Krankheits - Zustände in der Nervenstruktur der
wichtigeren Gehirnzentren zurück, welche die normalen
Assoziationswege bilden. Er nimmt (gleich Wundt und


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