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Kaindl: Die physiologischen Grenzen der Gesichtshalluzination. 41
das letztere erseheint folglich doppelt, und wenn der Blick
auf das Gemälde fixiert wird, so schielen die Augen (auswärts
) mit Rücksicht auf die Vase, und die letztere erscheint
doppelt. Sodann lasse man, anstatt den Blick auf
eine gemeinsame Richtung zu beschränken und die axiale
Konvergenz (das Zusammenlaufen der Augenachsen in einen
Punkt) oder das Schielen der Augen zu ändern, beide
Augen in ihren Höhlen kreisen oder eine Wendung ausführen
, so daß die unmittelbare Aufmerksamkeit des Gesichtssinnes
auf den Lehnstuhl hingelenkt wird. Die Bilder
von diesem Stuhl fallen jetzt auf die Netzhautzentren,
während die Bilder der Vase und des Gemäldes hinter ihr
nun die nasale Hälfte der linken Retina und die temporale
Hälfte der rechten Retina treffen, und während die Bilder
des Bücherschrankes, auf welche Dasselbe anwendbar ist,
nun auf den äußeren Rand derselben zwei Hälften der
beiden Netzhäute fallen.
Die Bilder aller dieser Gegenstände sind also quer
über die Netzhäute gegangen und daher hat sich der Ort,
wo die Bilder dem Sehbewußtsein übermittelt werden,
gleichzeitig damit verändert und ist von einer komplexen
Reihe von Nervenzellen der Gehirnrinde auf eine ganz
andere Reihe derselben übergegangen. Alle diese Bewegungen
bilden die physiologische und mechanische Grundlage
für die beim Herumwenden der Augen im Gesichtsfeld
eintretende scheinbare Verschiebung der verschiedenen Objekte
. Alles dies ist ziemlich klar und bekannt, und
dennoch bildet es, wie mich dünkt, eine unüberwindliche
Schwierigkeit, gewisse, im wachen Zustand vorkommende
Gesichtserscheinungen nach einer der vorhandenen physiologischen
Halluzinationstheorien zu erklären.
(Fortsetzung folgt.)
Aus Robert Dale Owen's
„Schallende Tritte an der Grenze einer
andern Welt."
Von Josef Peter, Oberst a. D. (München).
(Fortsetzung von Seite 582 v. J.)
Dale Owen bringt als zweite Erzählung die Spukvorgänge
, welche sich in den Jahren 1716 und 1717 in Mr.
Wesley's Pfarrhaus zu Epworth in England zugetragen
haben. Es war das Geburtshaus des berühmten
Gründers der Methodistengemeinde. Die Berichte sind in
zwölf Briefen von verschiedenen Familienmitgliedern nieder-
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