http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1911/0046
42 Psychische Studien. XXXVIII. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1911.>
gelegt. Sie wurden 1791 veröffentlicht. Owen bringt die
Erzählungen in großer Ausführlichkeit. Wir können uns
hier auf einzelne kurze Bemerkungen beschränken, denn die
Erscheinungen weisen keine neuen Züge auf. Es ist eine
wahrhaftige Sammlung aller der oftmals beobachteten Geräusche
, der Quälereien und Neckereien, wie sie immer
wieder aus sogen. Spukhäusern erzählt werden: Klopfen in
allen Winkeln des Hauses, Bewegung von allerlei Gegenständen
, ohne daß sie berührt worden wären, Tritte unsichtbarer
Gestalten, Rauschen von Kleidern, Offnen von
Türen, Rücken von Möbeln usw. Dale Owen hat die Erzählung
offenbar deshalb gewählt, weil sie gut beglaubigt
und von ehrenwerten Personen berichtet ist. Bezeichnend
ist der Umstand, daß die Kinder im Hause sich so an den
„Poltergeista gewöhnt hatten, daß es ihnen Vergnügen
machte, ihn von Zimmer zu Zimmer durch das ganze Haus
zu treiben. Wenn sie nämlich einen Raum betraten, in
welchem sie klopfen hörten, so klopfte es alsbald im
Xebenzimmer usf. Wem alF dies als Kinderei erscheint,
dem empfehle ich die kleine Schrift des Advokaten Mr.
J oll er, in dessen Haus in Stans (Kanton Unterwaiden)
sich dieselben Vorgänge abspielten (1862). Joller, ein besonnener
, jedem Aberglauben abgeneigter, frei denkender
Mann, hat alles aufgeboten, die Ursache dieser Erscheinungen
zu finden. Es schien dies leicht, da er mit seiner
Familie das Haus allein bewohnte und dasselbe völlig frei
stand. Es ist ihm nicht gelungen, und er war gezwungen,
das Gebäude zu verlassen und leer stehen zu lassen. —Wie
aus Dale Owen's Mitteilungen hervorgeht, hat man sich
seinerzeit viel mit Erklärungsversuchen der Phänomene im
Hause Wesley beschäftigt. Es war schwer, an der Realität
derselben zu zweifeln, da die Familie als ehrenwert, gebildet
und frei von jedem Aberglauben bekannt war. Da kam
denn die Skeptik, gerade wie in unseren Tagen, auf absurde
Erklärungen. So behauptete Coleridge, der den Fall
Wesley bespricht: „Die einzige und wahre Lösung ist eine
ansteckende Nervenerkrankung entweder von derselben Form
oder die intensivste Art der Katalepsie." „Sie wären alle
Kataleptiker?tt sagt Dale Owen. „Was? auch der Hund?"
Letzterer hatte nämlich, wie dies fast gleichmäßig bei all'
diesen Berichten auftritt, auch bei den lautesten Geräuschen
sich entweder nicht gerührt oder er hatte alle Anzeichen
von Furcht und Schrecken gegeben. —
Es folgen in unserem Buche zwei Erzählungen, welche
viele Leser aus Kerner's „Seherin von Prevorst*
kennen werden, Spukgeschichten aus Ober - Schlesien
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1911/0046