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44 Psychische Studien. XXXVIII. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1911.)
war. Der Eicliter brauchte mehrere Stunden zur Vernehmung
der Zeugen, worunter Offiziere der Armee und
Herren von unantastbarem Charakter und zweifelloser Beobachtungsfähigkeit
waren; es wurde alles bestätigt, was der
Kapitän behauptet hatte. Noch muß erwähnt werden, daß
Kapitän M. zwei Töchter hatte: die eine namens Matilda
ist kürzlich gestorben, die andere namens Jane, ein Mädchen
von 12 bis 13 Jahren, war krank und lag gewöhnlich
zu Bett. Es wurde beobachtet, daß der Lärm sich häufig
da erhob, wo das kranke Mädchen sich befand, so daß Mr.
Webster erklärte, daß das Kind ihn verursache, und es
schien, daß sogar der VTater diesen Verdacht hegte, denn
die Ärmste wurde in einen Sack gesteckt, um alle Tätigkeit
ihrerseits unmöglich zu machen. Allein auch nach dieser
strengen Maßnahme hörte der Lärm nicht auf. Die Leute
in der Nachbarschaft glaubten, daß die Geräusche von dem
Geiste der verstorbenen Matilda erzeugt werden, um ihrer
Schwester mitzuteilen, daß sie bald folgen würde. Diese
Meinung wurde noch bestärkt, als das unglückliche Mädchen,
dessen Leiden unter den schweren Maßnahmen, welche ein
ungerechter Verdacht diktierte, wohl verschlimmert worden
waren, bald darauf starb . .. Hiermit endet die Erzählung
und es ist bedauerlich, daß von Dale Owen nicht angegeben
ist, ob nach dem Tode Jane's der Spuk ausgeblieben
ist. Vermutlich war es so.
Ein interessanter Fall von Spukerscheinungen, wie sie
auch heute noch ab und zu auftreten, selbst unter den
Augen der hohen Polizei und ohne in den Gerichtsverhandlungen
hoch weiser Räte erklärt zu werden, wird von Dale
Owen aus dem Jahre 1838 geschildert. Es war am 5. Dezember
des genannten Jahres, als die Bewohner der Farm
Dal darroch (Schottland) in große Aufregung versetzt
wurden: Es flogen Scheite, Kieselsteine und Erdklumpen
in Menge im Gehöfte umher, ohne daß es gelang, den Täter
ausfindig zu machen. Der Steinregen währte fünf Tage.
Schließlich kam man zu der Uberzeugung, daß hier der
Teufel seine Hand im Spiel habe. Der Spuk wurde in
der ganzen Gegend ruchbar. Aus nah und fern strömten
Neugierige herbei, die Possen des Teufels sich anzusehen.
Am 5. Tage hörte der Steinregen auf und die Spukszenen
setzten sich im Innern des Hauses fort. Löffel, Messer,
Teller, Töpfe, Rollhölzer und Flacheisen schienen plötzlich
eigene Bewegungsfähigkeit erhalten zu haben; sie wurden
von Raum zu Raum getrieben und rasselten die Kamine
herunter — ein unbeschreiblicher Lärm. Dabei wurde an
den Türen geklopft und Kieselsteine kamen durch die
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