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56 Psychische Studien. XXXVIII. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1911.)
Spötterei, Bösartigkeit oder niedrigen Absichten neigen, um
ihre selbstsüchtigen Pläne zu befriedigen. Wahrheit zieht die
Wahrheitliebenden, Weisheit die Weisen, Liebe die in der
Liebe Atmenden, Barmherzigkeit die Barmherzigen, Reinheit
die Reinen an. — Wenn aber, trotz aller Fürsorge,
„obsedierende" Mächte auftreten, muß man dieselben mannhaft
anreden. Man rede mit ihnen freundlich, aber flink
und entschieden, man behandle sie ais Brüder, die denselben
Vater haben, aber niemals mit großer Geringschätzung
oder verletzender Selbsterhebung. Man demagnetisiere
zu gleicher Zeit das Medium, bezw. bringe über ihn oder
sie einen gesünderen, reineren Magnetismus. Je ruhiger
dies geschieht, umso besser; man wird dann leichter die
unreinen Fluide der Geister, in welche das Medium verwickelt
war, zerreißen, dieselben vertreiben und das Medium
reineren und besseren Einflüssen zugänglich machen können.
Zum Schluß noch einige Worte über die schützende
Kraft des Willens. Es gibt keinen Gemütszustand, der
einen Sensitiven für Obsession empfänglicher macht, als
Angst und Furcht, hingegen aber auch keinen mächtigeren
Schild als einen festen Willen, gestützt und gebaut auf vertrauensvolles
inniges Gebet. Wer nicht will, wird nicht
besessen. Es ist die Pflicht eines jeden Mediums, jeden
Geister-Einfluß, der einen unangenehmen Eindruck auf ihn
oder sie macht, fernzuhalten, jedem Geist, der versucht, jemand
zu beherrschen, unerbittlich zu widerstehen; und das
kann man, wenn man nur fest will, daß er weiche. Ist ihre
Sprache noch so schön, klingt ihr Schmeicheln auch noch
so lockend, man bete ernstlich und halte Stand. Der Wille
des Mediums gilt hier alles. Jeden unerwünschten Geist
setze man unbedingt ohne weiteres vor die Türe; denn,
haben böse Dämonen einmal ein Medium in ihrer Gewalt,
dann kann man sie nur mit der größten Anstrengung und
allerlei Schwierigkeiten vertreiben, was manchmal unangenehme
, ja gefährliche Zustände veranlaßt. Also fort mit
unnötiger Angst! Man habe volles Vertrauen in den
himmlischen Yater, der seine dienenden Engel zu unseren
Schutzgeistern macht. Man bleibe Herr in seiner eigenen
Wohnung, wo der eigene Wille der einzige Gesetzgeber sei.
Prüfet die Geister! Die Untersuchungen über die
mediumistischen Erscheinungen sind eine höchst ernsthafte
Sache, die man nicht zu leicht nehmen darf. Sie müssen
dazu dienen, den Untersucher und seine Mitmenschen zu
erheben, aber zugleich auch weniger entwickelten und
niederen Geistern aufzuhelfen. Wenn man mit hinreichender
Kenntnis ausgerüstet, frei von jeder Selbstsucht, von
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