Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
38. Jahrgang.1911
Seite: 74
(PDF, 210 MB)
Bibliographische Information
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74 Psych. Studien. XXXVIII. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1911.)

haben, sich diese Geschichte frisch aus dem Gedächtnis
aufzuschreiben; und dabei mag er in seiner unmittelbaren
Redaktion viel von der Tönung und den Umständen der
Vorgänge beibehalten haben. Später aber, als ihm dann
genaues Eintreffen von einigen dieser Vermutungen überraschend
aufgefallen ist, hat er daraus die Prophezeiungen
von allen Einzelheiten gemacht, indem er die Umstände
. des Todes der betroffenen Gäste in die Konversation hinein-
gefügt hat."

Diese Lösung des Problems ist in der Tat sehr wahrscheinlich
. Sie wird auch bei den Sachkennern noch heute
als die am ehesten annehmbare gelten. Es ist aber wohl
nicht überflüssig, hier noch einige Angaben hinzusetzen, die
für diese Lösung sprechen. Ein sehr wesentlicher Punkt
des Problems liegt in der Frage, warum La Harpe
gerade Cazotte in den Mittelpunkt des Auftrittes
gestellt hat. Wollte man selbst denken, La Harpe sei
aller Sinn für Wirklichkeit und Wahrheit abgegangen,
was gar nicht der Fall war, so muß jede Wirkung doch
die gleichwertigen Ursachen haben. Warum dichtete er
diese Prophezeiung dem Cazotte an und nicht etwa
dem Restif de la Bretonne, der tatsächlich in seiner
Novelle „Les Allids* unheilverkündende Vorhersagungen
über die heranziehende Revolution gemacht hat?*)

Und was brachte La Harpe überhaupt auf die Idee,
nicht blos eine derartig intellektuell geistreiche Vorhersagung
darzustellen, sondern eine übersinnlich wahrgenommene
Prophezeiung? Weshalb sollte er hierfür Cazotte gewählt
haben, wenn nicht dieser wirklich solche Fähigkeiten gezeigt
hätte ? Ja, wenn dieser nicht sogar für solche Fähigkeit
der Prophezeiung überhaupt bekannt gewesen wäre?
Weshalb konnte sogar diese psychologisch offenbar unwahre
Ausgestaltung von La Harpe elf Jahre lang in aller
Welt unwidersprochen und sogar vielfach bestätigt überall
verbreitet werden?

Zeugen für Cazotte.

Gleich anfangs, als P e t i t o t 1806 „die Prophezeiung
von Cazotte* inseiner Einleitung zu La
Harpens Werken herausbrachte, traten in den Pariser
Blättern Zeugen auf, die Cazotte's Fähigkeit, Ereignisse
vorauszuschauen, bestätigten. So soll er schon drei Tage
vor seiner Guillotierung einem ihm besuchenden Herrn IX,

*) Abgedruckt ist diese Novelle in Nic-Edm. Restif de
la Bretonne: „Les contemporaines", Paris 1780 ff.


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