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Hübbe-Schleiden: Cazotte's Prophezeiungen.
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vielköpfige Gesellschaft könnte, wenn so etwas überhaupt
Sinn hätte, höchstens etwas über den Verlauf der Abend-
Gesellschaft als solcher aussagen.
Die Memoiren der Marquise de Crequy.
Een^e Caroline de Froullay Marquise
Crequy lebte von 1714—1803. Das Meiste von ihren
Aufzeichnungen während ihres langen Lebens ist auf ihre
Anweisung hin von ihrem Testamentsvollstrecker Per-
cheron verbrannt worden. Aber unter anderem sind
viele Briefe erhalten geblieben. Einige davon sind herausgegeben
worden. Die „ Souvenirs de 1710 ä 1803 par la
Marquise De C r 6 q u y tf rühren nicht von dieser selbst
her, sondern sind, wie die der Du Barry, ein historischer
Roman. Dessen anonymer Verfasser war eine zweifelhafte
Persönlichkeit, ein Herr C o u s e n , ein Bretagner in der
Nähe von St. Malo geboren, der sich in die Pariser Gesellschaft
als Comte de Courchamps eindrängte. Er
war skrupellos^ aber geistig sehr begabt. Die „Souvenirs*
sind mehr Kompilation als Geschichtsschreibung. Er hat
alle nur erdenklichen Quellen benutzt; aber in der Darstellung
hat er mancherlei Unrichtigkeiten angegeben, uud ihm sind
auffallende Anachronismen unterlaufen. Trotzdem machten
diese Memoiren, die alsv „ Souvenirs " 1834/35 in 7 Bänden
erschienen, großes Aufsehen. Sie wurden auch viel gelesen,
nachdem ihre Mängel aufgedeckt waren. So konnte noch
1840 eine Ausgabe in 9 Bänden und 1842 eine in 10 Bänden
erscheinen. Nicht mit Unrecht wird hierüber im „Grand
Dictionnaire universel du XIX si&cle* (V, Paris 1869)
gesagt: »Der Verfasser hat sich ohne Zweifel allerhand
genauere Angaben zu Nutzen machen können, die ihm,
man weiß nicht wie, zugänglich gemacht waren. Das hat
den Memoiren lange Zeit den Glanz der Wahrheit verliehen/
sodaß sie als vön der Marquise selbst herrührend angenommen
wurden.
Auf Cazotte's Prophezeiung bezüglich sind in diese
„M&noires* mehrere solcher Angaben eingefügt, die offenbar
nicht den Charakter von Nacherfindungen in sich tragen.
Eine dieser Stellen findet sich im VI. Bande der Ausgabe
von 1840, eine andere Stelle steht im VIII. Bande (S. 43 f.). t
In dieser letzteren wird L a H a r p e erwähnt; und deshalb ;
möge sie hier angeführt sein:
„Es ist wahr, daß Cazotte der Herzogin de i
Grammont eine schreckliche Prophezeiung gemacht hat j
in Gegenwart der Damen de Simiane und de Tess^. !
Aber soweit ich mich deren erinnere, war sie keineswegs I
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