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90 Psych. Studien. XXXVIII. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1911.)
selbst nicht an der russischen Grenze oder im Hafen von
New-York. Ein junger, unsauberer Spanier, die Zigarette
im Mund, nahm tatsächlich auch die geringste Kleinigkeit
aus den Koffern, um sie zu untersuchen. Von Port Linien
erreicht man in 7 Stunden per Bahn San Jos£, nachdem
man das durch Erdbeben zertrümmerte Cartago passiert hat.
Ich erwähne vorweg, daß ich bedauere, diese Reise
gemacht zu haben, da ich nichts Gutes berichten kann
und die Phänomene, die ich dort sah, wenn sie nicht direkt
— ich will sagen — „frommer Betrug" waren, so geringfügig
erschienen, daß sie eine Reise dorthin tatsächlich nicht lohnten.
AVenn man die gut geschriebenen BericLte dieses Herrn
Corralfes — er int „headbookkeeper" (Oberbuchhalter) in dieser
kleinen Republik — liest, so kann man wirklich glauben,
umsomehr, da öfters Xamen von Personen in verantwortlicher
Stellung angeführt sind, die mir meistens auch ihren Besuch
abstatteten, daß alle diese Berichte wahr seien. Allein die
Mehrzahl eben dieser Herren zuckte auf Befragen die
Achseln und sie erwiderten nur: „Wir wissen nicht — wir
glauben — wir sind Laien" usw. Ein Teil hat die ganze
Sache bereits aufgegeben, andere sind zur Theosophie übergegangen
. Bevor ich die wenigen Resultate aufzähle, von
denen ich annehmen kann, daß sie echt sind, will ich mitteilen
, was meine Reise dorthin mich so sehr bedauern läßt.
Die „Annales des Sciences Psvchiques' vom August 1909,
S. 227—229, und die „Annalsfc vom April-Juni 1910 bringen,
wie schon erwähnt, diverse Phantomphotographien mit der
Überschrift: „Mary au centre du groupe; le medium
derriere eile; Mr. Echandi a gauche; Mr. Aguilar h droite.*
— Die Begleitzeilen lauten*): „Endlich nach langen und
ernsten Schwierigkeiten und nach mehreren vergeblichen
Versuchen ist es uns gelungen, die so heiß erstrebten
Phantomphotographien zu erhalten. Den guten Erfolg
verdanken wrir ganz besonders den unverdrossenen und
geistreichen Bemühungen der Künstler Enrique Echandi
und Jose Manuel Caballero/
Als mir nun Mr. Echandi und Mr. Ramiro Aguilar
(„director de las eseuelas del edificio oietalico") ihren Besuch
im Hotel Imperial, welches das beste Gasthaus dort ist,
aber von niemanden, der nur an geringen Komfort gewöhnt
ist, besucht werden kann, machten, befragte ich diese Herren,
da sie beide auf diesen angeblichen Phantomphotographien
mit aufgenommen sind, nach dem Zustandekommen derselben.
*) Siehe „Psvch. Studien44, Januar 1910, S. 15 (verdeutscht von
Dr. Freudenberg).*
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