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98 Pspch. Studien. XXX VI II. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1911.)
mit den Ziffern 2—9 bezeichnet waren, die mit ungeraden
Zahlen beschriebenen für es unsichtbar sein svürden. Dabei
ergab sieh, daß, wenn man dem Subjekte die leere
Seite der mit 5 bezeichneten Karte vorwies, es dieselbe
deutlich genug erkannte, während ihm die Karte jedesmal
unsichtbar blieb, wenn man seinen Blicken die Seite darbot
, worauf die Zahl fünf geschrieben stand; Avas sogar
dann der Fall war, wenn es die Karte selbst umwandte.
In diesem Falle bediente sich das subliminale Bewußtsein
des physischen Sehorganes des Subjektes |d. i. der Versuchs-
personj und gelangte hierdurch zum deutlichen Erkennen
der Zahl fünf, verhinderte jedoch das Eindringen der
Wahrnehmung — nicht nur von der Zahl, sondern auch
von der Karte — in das supraliminale Bewußtsein und
zeigte so seine Überlegenheit sowohl in der Kontrolle, wie
auch im Erkennen. Wenn wir daher das subliminale Bewußtsein
als ein Glied betrachten, welches das supraliminale
Bewußtsein mit der geistigen Welt verbindet, und es einer
verderblichen Täuschung für unfähig halten, dann müssen
wir alle motorischen und sensorischen Automatismen bei
gesunden Subjekten als Folgen spiritueller (geistiger) Einflüsse
ansehen, welche entweder von inkarnierten (verkörperten
) Geistern (einschließlich des subliininaleu Geistes
des Subjektes selbst) ausgehen ; oder auf die Wirksamkeit
des subliminalen Bewußtseins desinkarnierter (entkörperten
Geister zurückzuführen sind und folglich wahrhaft frveri-
dical") sein müssen. (Fortsetzung folgt.)
Eine Welt des Wahns.
Psycho-pathologische Studien an Hypnotisierten, Somnambulen
und Medien.
Von E. W. Dobberkau (Schirgiswalde).
Ein psychologisch noch immer ungelöstes Rätsei i&t
das des medianimen Schlafes. Wir haben von den verschiedensten
Seiten aus eine Lösung dieses Rätsels versucht,
aber noch immer stehen wir vor vielem, was uns psychologisch
ganz und gar dunkel erscheint. Vielleicht liegt dies
daran, daß man sich vorzugsweise mit den Erscheinungen
befaßte, die im medianimen Zustande eintreten und darüber
ganz vergessen hat, daß man sie in erster Linie erst doch
einmal psychologisch zu erforschen suchen muß. Denn wir
dürfen nie vergessen, daß wir immer im Medium einen
Menschen vor uns haben, der sich in einem Zustande befindet
, welcher uns im Grunde genommen ganz unbekannt ist.
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