Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
38. Jahrgang.1911
Seite: 99
(PDF, 210 MB)
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Dobberkau: Eine Welt des Wahns

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Psychologische Forschung ist vorzugsweise auf die eigene
Psyche gerichtet. Darum waren auch die meisten meiner
bisherigen Arbeiten vorzugsweise Selbstbeobachtungen.

Nicht jedem sind sie möglich, denn nicht jeder befindet
sich in der beneidens- oder auch, wie meist der Fall, bemitleidenswerten
Lage, selbst Medium zu sein. Die wenigsten
Medien anderseits sind genügend wissenschaftlich geschult
, um Selbstbeobachtungen von Wert machen zu können
und meist befinden sie sich in dem Wahne, daß, sowie sie nur
im geringsten zugeben, daß das, was durch sie geschieht,
gesprochen oder geschrieben wird, unter ihrem vollen
"Wissen und Willen sich vollzieht, sie damit jeden Wert als
Medium verloren haben und nur noch als bewußte Betrüger
angesehen werden. Dieser Standpunkt ist meines
Erachtens ganz falsch; es sind gerade die letztgemeinten
Beobachtungen psychologisch außerordentlich interessant,
denn sie werfen einiges Licht auf den medianimen Zustand
überhaupt.

Daß vieles unter dem vollen Wissen und Willen des
Mediums sich vollzieht, ist eine Tatsache, die ich selbst an mir
und vielen Medien beobachten konnte. So erinnere ich
mich sehr genau jenes Gemütszustandes, wo ich als Medium
wirkte und mir voll alles dessen bewußt war, was ich
sprach und schrieb. Airfangs war noch jene merkwürdige
Spaltung der Persönlichkeit vorhanden, wo ich das deutliche
Gefühl hatte, als wenn mir jemand diktierte, mir bestimmte
Sätze ins Ohr sagte, die ich nachsprechen mußte,
mochte ich wollen oder nicht. Später aber verschwand
jene Spaltung und ich konnte keinen Unterschied mehr
beobachten zwischen meinem bewußten Denken, Sprechen
und Schreiben und zwischen dem im medianimen Zustande.

Merkwürdig war mir aber immer trotz aller dieser Beobachtungen
, daß ich Mitteilungen brachte, deren Quelle
ich in mir und meinem bewußten Gedächtnisse nicht finden
konnte. Nun muß ich allerdings bemerken, daß ich zu
denen gehöre, welchen die Gedanken ohne Anstrengung zufließen
, so daß ich oft nicht so schnell schreiben oder
sprechen kann, als der Gedankenstrom mir zufließt. Spiritisten
würden mich also für ein „Inspirations-Medium" halten,
und wäre ich ein leichtgläubiger Mensch und kein wissenschaftlich
geschulter Skeptiker, so würde ich mich selbst allerdings
für ein solches Medium halten, wie es die meisten
Menschen tun, die ebenso begabt sind und als Medien usw.
wirken. Sie geraten so leicht in eine Gedankenwelt hinein,
die ich wohl mit Recht eine Welt des Wahnes nennen
kann.


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