Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
38. Jahrgang.1911
Seite: 105
(PDF, 210 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1911/0109
Dobberkau: Eine Welt des Wahns

105

prüfen nach den Methoden exakter Forschung*) und nur das
als wahr anzuerkennen, was vor dem kritischen Verstände
die Prüfung besteht?

Doch auch die Welt des Wahns ist erforschens wert!
Auch in ihr offenbaren sich Gesetzmäßigkeiten, die der
Forscher wissenschaftlich zu erkennen versuchen muß.
Und in den Gesetzmäßigkeiten des Seelenlebens betätigen
sich gewaltige Naturkräfte, welche meines Erachtens uns
ganz unbewußt die gesamte Welt des Lebens schufen und
ständig weiterformen, entwickeln, körperlich und geistig,
unbekannten Zielen zu.

Auch der Wahnsinn enthält eine tiefe Metaphysik; es
ist nur noch nicht der rechte Denker gekommen, sie zu erfassen
und auszusprechen. Mit rein physiologischen Erklärungen
kommt man hier nicht aus; es muß immer die
Psychologie herangezogen werden, um das Erwachen einer
Welt des Wahns in einem Kranken zu erklären. Zuvor
aber müssen wir uns über die Bedingungen, über das Wann
und Wie klar werden, bevor wir daran gehen, das Warum
zu beantworten.

Mir lag hier nur daran, die Experimentatoren darauf
aufmerksam zu machen, daß wir in den Zuständen der
Hypnose, des Somnambulismus und der Mediumschaft auch
mit psychopathologischen Erscheinungen in Berührung
kommen und darum ständig vor ihnen auf der Hut sein
müssen. Dann aber sollen wir bei Erklärungen der unbewußten
Zustände stets daran denken, daß die Psychopathologie
mitzusprechen hat und wir darum nicht gleich
von „Betrug der Medien" reden dürfen, wenn uns die Welt
des Wahns mit ihren offenbaren Lügen entgegentritt. „Entlarvte44
Medien gehören darum nicht vor den Strafrichter,
sondern vor den wissenschaftlichen Psycho-Pathologen, der
ihnen als Arzt und Forscher gegenübertritt.

Von Schwindel und Betrug gleich zu reden, ist nur
die Unwissenheit fähig oder die Verblendung eines Menschen
, der da meint, mit ein paar armseligen Einfällen und
Phantastereien das riesengroße Welträtsel erklären zu
können. Denn wer die Natur wirklich zu erforschen sich
bemüht, der lernt Ehrfurcht vor ihr und Bescheidenheit vor
jenem Wesen, das wir Gottheit nennen, dessen Walten und
Wirken wir überall wahrnehmen müssen, vor allem in der
eigenen Seele. Und gerade in der kranken Seele öffnen sich
uns ihre tiefsten Tiefen; es fehlt den meisten nur die Weite
des Blickes, um in jenen Abgrund hinabschauen zu können.

Red.

8


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1911/0109