Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
38. Jahrgang.1911
Seite: 111
(PDF, 210 MB)
Bibliographische Information
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M. K.: Der Okkultismus als Volksbewegung. 111

hinzustellen, nachdem sie von zahlreichen ehrlichen Forschern
in Vergangenheit und Gegenwart konstatiert worden sind.

Bei weitem größer als die Zahl der offenen ist aber
die Zahl der heimlichen Anhänger, denn noch schwebt —
ein seltsames Verhängnis — infolge der Schuld vieler
seiner eigenen Bekenner das Damoklesschwert der Lächerlichkeit
über jedem, der vor Gebildeten oder Ungebildeten
das Wort „ Spiritismustt auch nur in den Mund nimmt.
Sofort erscheint dann auf den mehr oder minder geistreichen
Gesichtern seiner Umgebung jenes bedeutsame, halb verständnisvolle
, halb mitleidige Lächeln, das ins Deutsche
übersetzt so viel bedeutet wie: „Wieder einer von denen,
die nicht alle werden.* Nach seiner Meinung im Besitze
der hohen Bildung und Aufgeklärtheit des 20. Jahrhunderts
blickt der „ BildungsphilisterÄ unsrer Tage mitleidig und
verächtlich auf jeden herab, der solchem Humbug und
offenbaren ^chwindel glaubt oder ihn für ernst nimmt.
Das Vorurteil dieser Leute geht teilweise so weit, daß sie
jeden, der sich mit solchen Dingen abgibt, unbesehen für
einen Schwindler oder unheilbaren Dummkopf, wenn nicht
für einen Narren erklären.

Die große Masse unsrer Gebildeten steht leider immer
noch auf dem naiven Standpunkte jenes Dienstmädchens,
das seiner Herrin erklärte: „Bei uns im Orte gibt es
Methodisten, Baptisten und Spiritisten. Die Spiritisten aber
sind die Dümmsten, denn sie glauben an Geister". Was
Wunder, daß jeder Kluge sich hütet, ohne Not sich die
Feindschaft zahlreicher Menschen zuzuziehen, mit denen
er gezwungen ist, zu leben und zu verkehren. Einer Aufklärung
und Belehrung steht außerdem der gesellschaftliche
Boykott entgegen, der, wenigstens in gebildeten Kreisen,
nach stillschweigender Ubereinkunft über die Erörterung
religiöser nnd politischer Fragen verhängt ist. Nicht ohne
Grund, denn über Glaubenssachen läßt sich bekannntlich
nicht streiten.

In den Augen der meisten Unwissenden gehört eben
die Erörterung okkultistischer Fragen vor ein theologisches
Forum. Sehr zu Unrecht, denn gerade die auf ihr Prinzip
der freien Forschung so stolze protestantische Theologie hat
noch keinen Finger gerührt, um in positiver Arbeit diesen
Fragen näherzutreten, abgesehen von einigen inaktiven Geistlichen
, wie z.B. dem verstorbenen Berliner Pastor Max Gubalke.
Auch handelt es sich hier, wie jeder Eingeweihte weiß, um
9Grenzfragen* der Naturwissenschaft, denen der Theologe in
den seltensten Fällen die nötige Unbefangenheit und Vorurteilslosigkeit
entgegenbringt, ja, für deren wissenschaftliche


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