http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1911/0121
Reichel: Nochmals das Medium Bailey.
117
größte Einwendung dagegen scheint, hat bei der Johanna,
<o wie ich sie in dem Stücke genannt habe, nicht so viel
zu bedeuten, weil sie nicht durch körperliche Stärke, sondern
durch übernatürliche Mittel im Kampf überwindet.
Sie könnte also, was dieses betrifft, ein Kind sein wie
der Oberon, und doch ein furchtbares Wesen bleiben."
Als Wink für die Darstellung mag übrigens auch die
urkundliche Erwähnung dienen: ihres seelenvollen Lächelns
in Augenblicken der Begeisterung. des ungemein sanften
Klanges ihres Organes . . . ihrer kindlichen Stimme („sa
voix enfantine").
Jm Ganzen dürfte es sich also bei Schillers Jungfrau
nicht um das gewisse „Loslegen", sondern darum handeln,
ein reines, begeistertes Geschöpf darzustellen.
Nochmals das Medium Bailey.*)
Xach meinen Erlebnissen mit Bailey in Grenoble hatte
ich, offen gesagt, jede Lust verloren, mich fernerhin mit
Medien abzugeben. Bailey scheint übrigens Lügen in
Australien (s. „Psych. Stud.% Okt. 1910, S. 593 ff.) verbreitet
zu haben, was ja zu erwarten war und mich nicht
wunderte; hatte ich doch, als seine Abreise nach Frankreich
in Australien und Neu-Seeland bekannt wurde, Briefe
^elbst von seinen Anhängern William Mc Lean, Präsident
der ^Spirit. Gesellschaft" in Wellington, Neu-Seeland, vom
22. November 1909, dann von W. C. Nation, Redakteur
des ^Messenger of Life" in Levin, Neu - Seeland, und T.
W. Stanford, Melbourne vom 20. Dezember 1909 (Stanford
^ Korrespondenz führt sein mir persönlich bekannter
Sekretär, Mr. J. Crook, da Stanford Schwäche in seinen
*) Obige eigenhändige Erklärung, dat. vom 30. XI. 10 aus Los
Angeles, Cal., kam feider erst nach Abschluß des Januarheftes in
unsere Hände. Da Prof. W. Reichel nicht nur der Veranlasser,
sondern auch tatsächlich unparteiischer Hauptzeuge der vielbesprochenen
Sitzungen war, die zur Entlarvung Bailey's führten, so
werden seine nachträglichen näheren Mitteilungen des Interesses
für unsere Leserschaft nicht entbehren. Man erhält aber von neuem
den Eindruck, daß das berühmte australische „Apportmedium" nicht
nur, wie ja auch Oberst de Rochas bald erkannte, ein moralisch
sehr minderwertiger Charakter, sondern überdies ein bewußter
Betrüger ist, während der Herr Einsender auf Grund seiner persönlichen
Erfahrungen in Melbourne immer noch an unfreiwilligen
Betrug infolge der Einwirkung von Lügengeistern zu glauben
scheint, sobald eine verschärfte Kontrolle dem Medium unbequem
wurde. Damit wird aber u. E. derartigen Charlatans ihr Handwerk
der absichtlichen Irreführung gläubiger Spiritisten nur wesentlich
erleichtert. — Red.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1911/0121