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128 Psych. Studien. XXXVIII. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1911.)
gegründet. In einer mit nicht weniger als 160 000 Unterschriften
versehenem Eingabe an das Brüsseler Parlament
haben die „ Antoinisten* soeben die förmliche staatliche Anerkennung
ihrer Religionsgenossenschaft verlangt, womit
der Staat nach der belgischen Verfassung verpflichtet
wäre, die Priester der neuen Religion zu besolden und zum
Bau ihrer Gebethäuser beizutragen. Die Petition trägt
nicht bloß die Unterschrift von Bauern, sondern auch von
Vertretern gebildeter Stände, und diese Tatsache erhöht
noch die Seltsamkeit dieser sonderbaren religiösen Bewegung
.tf Näheres darüber, wie er heilen soll und was
seine religiöse Stellungnahme betrifft, wird dabei nicht mitgeteilt
.
h) Unser geschätzter Mitarbeiter, Herr Dr. med. Eduard
Reich zu La Panne-Bains, Belgien, ist vom „Osterreichischen
Verband zur Bekämpfung des Kurpfuschertums" einstimmig
zum Ehrenmitglied ernannt worden.
Literaturb er ich t.
Nachstehend besprochene Werke sind zu Ori*inalpreisen durch die BoohhandJung
von Oswald Matze, Leipzig, Lindenstraße 4, zu beziehen.
Bücherbesprechung.
Hypnotische und spiritistische Forschungen. Von Cesare L o m -
b r o s o (deutsch von Carl Grundig). Stuttgart, Julius Hoffmann
(1910. 384 S. 8. Preis geb. 7 M.).
Den früheren, für das psychische Forschungsgebiet sehr wertvollen
Veröffentlichungen desselben Verlags schließt sich das vorliegende
Werk würdig an, schon äußerlich durch die ansprechende
Ausstattung, mit schöner klarer Schrift und sorgfältig ausgeführten
Abbildungen teils im Texte, teils auf eingefügten Tafeln. Die
Uebersetzung ist korrekt und angenehm lesbar. Der erste, kürzere
Teil des äußerst interessanten Buchs ist dem Hypnotismus, der
zweite dem Spiritismus — oder genauer gesprochen, dem Okkultismus
überhaupt — gewidmet. Denn wenn auch der berühmte
Psychiater, dessen „Ricerche sui fenomeni spiritici" kurz vor seinem
Tode erschienen, seine Ueberzeugung nicht verhehlt, daß es Vorgänge
gibt, bei denen alle übrigen Erklärungen versagen und nur
eine spiritistische Erklärung übrig bleibt, so geht er doch nicht
von dieser Voraussetzung aus, sondern behandelt möglichst sachlich
und mit Ausführlichkeit das große Gebiet der supernormalen
Erscheinungen, auf Grund eigener Erfahrungen und anderer wissenschaftlicher
Berichte, aber auch mit umfassender Berücksichtigung
der älteren Literatur und der volkstümlichen Ueberlieferungen aller
Länder und Zeiten. Unter den reichlich angezogenen Quellenschriften
treten besonders die grundlegenden Werke von Aksakow:
„Animismus und Spiritismus", und von C. di Vesme: „Geschichte
des Spiritismus" hervor (beide in deutscher Uebersetzung bei Osw.
Mutze in Leipzig erschienen: die Verweisungen auf di Vesme beziehen
sich auf diese deutsche Ausgabe, wie auch die Studien von
Maxwell nach der bei Julius Hoffmann erschienenen deutschen Uebersetzung
: „Neuland der Seele" angeführt sind). Wernekke.
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