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148 Psychische Studien. XXXVIII. Jahrg. 3. Heft. (März 1911)
Bei Miller, den ich heute noch für das beste Medium
halte und über den die Akten keineswegs geschlossen sind *),
glaube ich für eine Transportation einstehen zu können**).
Man könnte noch Flammarion***) und Kiesewetter f) anführen.
Baron Hellenbach fragte einmal sein damaliges Medium,
als die Frage der vierten Dimension auftauchte, ob ein
menschliches Wesen durch die vierte Dimension verschwinden
könne. Die Antwort war: „Unter gewissen Umständen,
aber man hat zu großen ßespekt davor."ff) — Im Stanford-
Zirkel in Melbourne (Australien) fragte ich selbst Bailey's
Kontrollen, ob sie mich nicht transportieren könnten, da
ich selbst verschiedene Phasen von Mediumschaft besitze.
Die Kontrollen verneinten das mit dem Bemerken, daß
dazu ganz andere Kräfte nötig seien und daß das unmöglich
sei. Bei OMia, von der ich nach meinen Beobachtungen
glaube, daß sie solche Kräfte überhaupt nicht besitzt, wird
aber eine beliebige Person oder ihr „double" von
der Straß ein das Sitzungszimmer transportiert!
zwar nicht den Unglauben, aber die wohl begreifliche Unsicherheit
verheimlicht, die wir gegenüber so ungewohnten Phänomenen
empfinden." In den Heften vom Februar und März 1910 wurde dann
ein Artikel des Herrn B. Corrales veröffentlicht, der schon das
halbe Zugeständnis des Betruges bei Herstellung der Photographien
enihält, wozu die Redaktion noch ausdrücklich bemerkte: das
Zeugnis des Vaters des Mediums sei freilich nicht unanfechtbar,
weil es schwer sei, bei ihm, wenn er auch „bona fide" handle, nicht
eine — übrigens nur zu natürliche — Voreingenommenheit vorauszusetzen
, die man wohl nur als eine völlig unbewußte betrachten
könnte. Die Redaktton könne daher keine Garantie
für die Echtheit der Tatsachen übernehmen. Ein Ableugnen
a priori wäre aber nicht wissenschaftlich; die Klugheit
gebiete in einem solchen Fall, das endgiltige Urteil sich vorzubehalten,
zumal der Vater Corrales sich anbiete, behufs der noch fehlenden
„wissenschaftlichen Sanktion" nach Europa zu kommen, um die mit
seiner Tochter erzielten Phänomene der exakten Prüfung durch
Männer der Wissenschaft zu unterwerfen. — Wir stellen diesen
Sachverhalt mit Vergnügen fest; der wörtliche Abdruck des Briefes
war wegen Raummangels leider nicht mehr möglich. — Red.
*) Vergl. „Vesme und Miller44 in der „Übers. Welt" vom Januar
1909 und „Zur Kritik der Medien", ib. April 1909, von Dr. Bormann.
**) Willy Reichel: „A travers le monde", Paris 1907, S. 35;
„Kreuz und Quer durch die Welt", Leipzig 1906, S. 59; „Occult
Experiences", London 1906, S. 27; „An Occultist's Travels", New-
York 1908, S. 47.
***) Camille Flammarion: „Les Forces naturelles inconnues44,
Paris 1865.
t) Carl Kiesewetter: „Geschichte des neueren Occultismus44,
Leipzig 1891, S. 596. De Vesme: „Geschichte des Spiritismus44,
Leipzig 1898, IL, S. 127.
ff) Lazar von Hellenbach: „Vorurteile k.", Leipzig 1884, IL,
S. 273.
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