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Reichel: Meine Erlebnisse in Costa Rica.
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einen Einfluß ausüben, ihm gesagt hatten, daß sie seinen
Zirkel nicht mehr besuchen würden, wenn er nicht täte,
was ich anempfehle, wurde er geschmeidiger, aber die
Familie blieb. Da ich Gast war, konnte ich nichts weiter
tun. Mr. Corrales scheint nicht zu verstehen, daß Niemand
Berichte über angeblich spiritistische Phänomene als glaubwürdig
anerkennen kann, wenn 5 Familienmitglieder beständig
anwesend sind; umsomehr, da fast alle Phänomene in vollkommener
Dunkelheit sich ereignen und der Kreis noch
dazu nicht geschlossen ist. —
Jeder, der ein direktes Interesse an dem Zustandekommen
solcher Phänomene hat, wird — noch dazu bei
absoluter Dunkelheit — zuerst sich selbst entfernen, um
nicht den Verdacht des Nachhelfens auf sich zu lenken.
Das taten italienische Gelehrte, das tat ich bei Bailey, da
ich ihn nach Grenoble gebracht hatte, und ich nahm es
de Rochas durchaus nicht übel, als er mich während der
Sitzung fortwährend beobachtete und erfreut war, als ich
erklärte, ich würde nur an zwei Sitzungen teilnehmen, um
den Herren den bei Bailey gebräuchlichen „Stil" seiner
Sitzungen zu zeigen. Ich verübelte es auch de Rochas
keineswegs, als er dem Vogelhändler in Grenoble auch
mein Bild zeigte mit der Frage, ob ich vielleicht auch bei
dem Vogelkauf anwesend gewesen sei. Die Wissenschaft
hat die Pflicht, auch die scheinbar unbedeutendste Kleinigkeit
genau zu untersuchen, ehe sie etwas als festgestellte Tatsache
anerkennen darf. Das hat mit persönlichen Rücksichten
nichts zu tun. [Sehr gut! — Red.] (Schluß folgt)
Der Vampyrismus als Scheintod.
Von Alois Kaindl (Linz a./D.).
In der „Frankfurter Zeitung* vom 4. Januar 1911
(No. 4, Zweites Morgenblatt) erschien unter der Uberschrift
„Vampyrglaube und Okkultismus" ein Feuilleton von Prof.
Dr. P. Näeke, auf welches ich die Aufmerksamkeit der
Leser der „Psych. Stud." lenken möchte. Der eigentliche
Vampyrismus wird darin als Volksaberglaube nur flüchtig
berührt, wogegen einem im „Zentralblatt für Okkultismus*
erschienenen Aufsatze von Leadbater über „Schutzhüllen*
eine ganz unverdiente Beachtung geschenkt wird.
An der in diesem Feuilletonartikel an den Leadbater*schen
Ideen geübten Kritik wird kein vernünftiger Okkultist etwas
auszusetzen haben, er wird aber dagegen energisch protestieren
müssen, daß sich die Tagespresse immer nur mit
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