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156 Psychische Studien. XXXVIII. Jahrg. 3. Heft. (März 1911.)
gleich andern Leichen zu verwesen *, knüpft er hieran
folgende Bemerkungen: „Dies ist nicht etwa ein Traumgebilde
eines Romanschreibers. Es ist die gedrängte Darstellung
eines Aberglaubens, welcher noch bis zum heutigen
Tage im Osten von Europa, wo er vor kaum einem Jahrhunderte
in einem furchtbaren Grade herrschte, existiert.
Zu jener Zeit verbreitete sich der Vampyrismus, einer Pest
ähnlich, über Serbien und die ganze Walachei, verursachte
dort zahlreiche Todesfälle und beunruhigte und beängstigte
das ganze Land, indem er es mit Furcht vor der
geheimnisvollen Heimsuchung erfüllte, gegen welche sich
niemand gesichert fühlte. Diese Tatsachen sind geschichtlich
wahr. Die Menschen fielen dem Aberglauben scharenweise
zum Opfer und die Ursache und die Art und Weise ihres
Todes lag dem allgemeinen Glauben nach in dem, was ich
soeben mitteilte. Man wird vielleicht glauben, daß s5e
vor Schrecken und Furcht starben, wie Menschen, denen
Begnadigung zuteil ward, als ihr Hals bereits auf dem
Riehtblocke lag, an dem Glauben gestorben sind, daß sie
wirklich zum Tode gingen. Und wenn dies auch wirklich
so wäre, so würde der Gegenstand dennoch eine genauere
Untersuchung verdienen. Allein es liegt mehr, es liegt
noch etwas Anderes an der Sache, als das; die folgende
wahrhafte, in den Hauptpunkten durch Aktenstücke beglaubigte
Geschichte wird jedermann davon überzeugen/
Es folgt nun die ausführliche Erzählung der Geschichte
von Arnod Paole. Nach dessen Tode, sowie 5 Jahre später
bemächtigte sich der Bevölkerung von Meduegna, eines
Dorfes bei Belgrad, ein derartiger Vampyrschrecken, daß
sich die Behörden jedesmal veranlaßt sahen, von einer eigens
hierzu ernannten Kommission auf dem dortigen Friedhofe
Exhumierungen vornehmen zu lassen, über deren Ergebnisse
medizinische Protokolle aufgenommen wurden, wovon das
letzte in etwas abgekürzter Form hier wiedergegeben wird
(S. 32—34).
Hierüber äußert sich Dr. Mayo folgendermaßen:
„Das Aktenstück, welches die eben gegebenen Details
enthält, ist von drei Regimentsärzten unterzeichnet, und
von einem Oberstleutnant und einem Unterleutnant mit
allen Förmlichkeiten kontrasigniert; es trägt das Datum:
„„Meduegna bei Belgrad, am 7. Juni 1732/44 Die Echtheit,
die Treue und Zuverlässigkeit dieses Dokumentes im allgemeinen
kann keinem Zweifel unterliegen, um so weniger,
als es nicht allein dasteht, sondern durch viele andere
Zeugnisse in Bezug auf denselben Gegenstand unterstützt
wird. Es ergibt sich aus demselben, daß, wo die Furcht
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