Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
38. Jahrgang.1911
Seite: 157
(PDF, 210 MB)
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Kaindl: Der Vampyrismus als Scheintod.

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vor Vampyren einmal herrschte und mehrere plötzliche
Todesfälle kurz hintereinander vorkamen, die Ursache derselben
im Volke allgemein der fürchterlichen Tätigkeit der
Vampyre zugeschrieben wurde, ein Aberglaube, der dadurch
neue Nahrung erhielt, daß, wenn die Körper der auf jene
Weise Gestorbenen wochenlang nach ihrer Beerdigung wieder
ausgegraben wurden, sie das Ansehen von Leichnamen hatten,
aus denen das Leben erst vor ganz kurzer Zeit gewichen
war. Sollten wir aber aus dieser Tatsache schließen, daß
der Volksaberglaube an Vampyre und Vampyrismus wirklich
begründet ist? Daß diese frisch aussehenden und gut
erhaltenen Körper sich wirklich auf eine übernatürliche
Weise ernähren ? — Das hieße den Aberglauben blind sanktionieren
, nicht aber ihn erklären, ihn enträtseln. Uns
befriedigt eine Deutung, welche nicht so abenteuerlich
monströs, wenn auch immer noch Schrecken erregend genug
ist, nämlich die, daß der Zustand der Körper, welche im
sogenannten Vampyrzustande gefunden wurden, keineswegs
ein ungewöhnlicher, geheimnisvoller war, sondern daß jene
Unglücklichen wirklich lebendig waren, oder wenigstens
nach ihrer Beerdigung eine Zeit lang gelebt hatten, mit
einem Worte, daß es die Körper Lebendigbegrabener waren,
in denen der noch vorhandene Lebensfunke endlich infolge
der Unwissenheit und Rpheit Derer, welche sie beerdigten,
vernichtet wurde. In dem Vorfall, den ich zu erwähnen
jetzt im Begriffe bin, tritt die Richtigkeit meiner Ansicht
mit ihrer ganzen entsetzlichen Kraft hervor.

Erasmus Francisci spricht in seinen Bemerkungen zu
Valvasor's Beschreibung des Herzogtums Krain von einem
Manne, Namens Grando, aus dem Bezirke von Kring, welcher
als anscheinend tot beerdigt und ein Vampyr wurde. Als
man sein Grab lange Zeit nach seiner Beerdigung wieder
öffnete, fand man das Gesicht gefärbt und seine Züge
machten ganz naturliche Bewegungen, wie wenn er lächelte.
Er öffnete sogar den Mund, als ob er frische Luft einatmen
wollte. Man hielt ihm ein Kruzifix vor und rief mit lauter
Stimme: „Ruhe, dies ist Jesus Christus, welcher deine Seele
von den Qualen der Hölle befreite und für dich in den
Tod ging.*4 Als der Ton auf das Gehörorgan des vermeintlichen
Toten gewirkt und er vielleicht einige Gedanken
an denselben geknüpft hatte, begannen Tränen aus seinen
Augen zu fließen. Nach einem kurzen Gebete für seine
arme Seele schnitt man ihm den Kopf ab; der Leichnam
stieß dabei einen Schrei aus, und drehte und wendete sich,
als wenn er lebendig gewesen wäre — das Grab füllte
sich mit Blut/ (Schluß folgt.)


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