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172 Psychische Studien. XXXVIII. Jahrg. 3. Heft. (März 1911.)
erscheinung. — Wenn nun zwischen den Denkherden und
den Sinnesphären eine Verbindung besteht, so ist auch nicht
zu bezweifeln, daß hier die Erscheinung der Phosphoreszenz
und Lumineszenz mitwirkt, und somit eine bewußte Geistestätigkeit
besteht; nur können wir von dieser geistigen
Arbeit nichts merken und beobachten, als höchstens aus
Gründen der Logik darauf zurückschließen. — Doch möchte
ich am Schluße meiner Studie noch darauf hinweisen, daß
meine Ideen den wissenschaftlichen Ergebnissen weit vorauseilen
und daher nur den Zweck verfolgen, neue Anregungen
zu weiterem Forschen und Denken zu geben. — Kurz
erwähnen will ich noch, daß das Gedächtnis für motorische
Funktionen des Körpers doch wohl nicht allein im Klein -
gehirn zu suchen ist, wie von mir angenommen wurdo,
sondern daß dafür auch eine Partie im Großgehirn vorhanden
ist und zwar in der vorderen und hinteren Zentralwindung
, welche sich zugleich mit der Körperfühlsphäre
im wesentlichen deckt. — Den Anhängern der Lehre von
einer selbständig fortdauernden Seele sei zur Beruhigung
gesagt, daß auch ich an eine Fortexistenz des menschlichen
Geistes nach dem Tode glaube; jedoch fasse ich dieses
Etwas, was den Körper nach dem Tode überdauert, wie
ich bereits früher erwähnte, als eine Art Emanation des
Körpers auf, behalte mir jedoch vor, eventuell auf dieses
Thema späterhin zurückzukommen.
Zum Falle Cazotte - Laharpe
gestatte ich mir, nachdem mir gütigst von der Redaktion das
Wort erteilt wurde, das Folgende zu äußern. Mit begreiflichem
Anteil las ich den Aufsatz des Herrn Dr. Hübbe-
Schleiden, da ich selbst in dieser Zeitschrift (XXVIII, 1898)*)
über den Gegenstand eine Arbeit, die entschieden Herrn
Dr. Hübbe-Schleiden unbekannt blieb, veröffentliehte: „Die
Zeugnisse für die Weissagungen Cazotte's bei Laharpe*.
Hier bin ich der Abweisung des Engländers JBurt als eines
Zeugen in dieser Sache bereits zuvorgekommen, da ich
durch gefällige Vermittelung in London mir die auf Cazotte
bezügliche Stelle seines Buches abschreiben ließ, woraus
hervorgeht, daß er die Schilderung der Abendgesellschaft
lediglich aus anderen Schriften wiederholte. Auch Boulard
als Zeugen hatte ich gestrichen. Dagegen ist von mir eine
Reihe von Zeugen, die der Arzt Deleuze in besonderer
Schrift zusammenstellt, durchgesprochen worden. Könnte
*) Jetzt: W. Bormann: „Die Nornen," S. 172 ff.
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