Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
38. Jahrgang.1911
Seite: 174
(PDF, 210 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1911/0178
174 Psychische Studien. XXXVIII. Jahrg. 3. Heft. (März 1911.)

gehen, die Spitze abzubrechen (s. „Nornen", S. 85). Er
sagt: „Wir Wahrsager sind ja auch Künstler* und: „Es
sind die anderen Anwesenden, bei denen die Wahrnehmungen
und Wahrsagungen aufbewahrt wurden. Dieses alles finde
ich sehr in der Ordnung". Mit seinem Leichtsinn und
seinem Ubermut konnte nun aber dieser große Kreis die
beste unmittelbare Veranlassung sein, die Prophetenworte
Cazotte's hervorzulocken. Warnen wollte er ja keinen, das
unvermeidlich Verhängte wollte er verkünden. Und diese
schauderhafte Blindheit ringsum mochte den Seher die
Macht seines inneren Schauens desto klarer empfinden
lassen, den Blick ihm immer tiefer auftun in den Abgrund,
der vor der Eitelkeit klaffte. Verstoß gegen den Gesell-
schaftsanstand war es wahrlich nicht, wenn seine Zunge
sich löste und er in Ekstase das sprach, was er sprechen mußte.

Von größtem Gewicht sind nun aber die Aussagen
der Baronin von Oberkirch, die ich gleichfalls schon in
meiner kritischen Untersuchung ausführlich behandelte.
Wenn man die Echtheit ihrer Denkwürdigkeiten, an der
ja auch Hübbe-Sehleiden keinen Augenblick zweifelt, bloß
deshalb verdächtigt, weil sie schon 1788 oder Anfangs 1789
die von ihr gelesene Niederschrift der Weissagungen Cazotte's
in Bezug auf die französische Revolution bezeugt, so ist
das eine Willkürlichkeit, die überhaupt nicht in Rechnung
kommen kann. Nach der Erstürmung der Bastille schließen
'iber, wie ich mit den Schlußworten der Baronin erhärtete,
ihre Denkwürdigkeiten tatsächlich schon ab. Von größtem
Gewicht ist es ferner auch, daß Frau von Oberkirch,
diese geschätzte und hochgebildete Zeugin, nicht später
erst, als die Darstellung Laharpe's durch den Druck bekannt
war, sondern schon 1789 schreibt, daß „viele Personen
die Prophezeiungen Cazottes, deren Tatsächlichkeit zu
bezweifeln unmöglich sei, anhörten14, was doch abermals
auf das gleichzeitige Anhören der Sehersprüche von einer
Versammlung schließen läßt.

Hat nun La Harpe etwa zweimal die Weissagungen
Cazotte's niedergeschrieben und ist die Aufzeichnung, die
Frau von Oberkirch 1789 las, eine andere, als die uns in
Laharpe's gut bezeugter und abhanden gekommener Handschrift
überlieferte? Daß die letztere nach der Einleitung,
in der Laharpe sagt, daß die Prophezeiung ihm wie etwas
Gestriges erscheine, obwohl sie zu Anfang 1788 geschah,
mit der Niederschrift von 1788 nicht zusammenfallen würde,
hob ich hervor. Ist es nun aber recht glaublich, daß
Laharpe, nachdem er bereits eine Aufzeichnung machte
die s. Z. die Welt in Staunen setzte, nun an deren Stelle


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1911/0178