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190 Psychische Studien. XXXVIII. Jahrg. 3. Heft. (März 1911.)
die der hergebrachten Schablone angepaßten Katschläge
des nicht genannten Universitätsprofessors und der teufelsgläubigen
Geistlichen. — Einem ausführlichen Bericht (nach
der ungarischen Zeitung „AzUjsäg* Nr. 7 u. 9 vom 8./H.
Jan. er.) von Pfarrer Georg Schwalm in Nr. 4 der rZeit-
schr. f. Spir." entnehmen wir noch, daß das bei dem Notar
des Stuhlrichteramts zu Körösbanya, Dr. Zoltän (Stephan)
Borbely bedienstete, aus dem rumänischen Ort Lunka
an der siebenbürgischen Grenze gebürtige vierzehnjährige
Mädchen keine Kenntnis von ihrem Familiennamen hat;
ihr Taufname ist Trina. Sie behauptet, erst 11 Jahre alt
zu sein, ist körperlich normal entwickelt, hat gesunde Farbe
mit schönem, regelmäßigem Kindergesicht, ist von Natur
sehr träge, wenn auch nicht schlafsüchtig, halluziniert, klagt
über Visionen, erwacht angeblich jede Nacht um 12 Uhr
„aus innerem Drang1* aus dem tiefsten Schlafe und jammert
darüber, daß sie nirgends — weder im Elternhaus, noch
als Dienstmagd — länger als 30 Tage bleiben könne, weil
ihr am 31. Tage regelmäßig „alles nachfliege", so daß man
sie für verrückt (resp. für besessen) halte. Der besagte
Spuk bei dem Notar Dr. Borb£lv begann am vorigen Sylvesterabend
; der Grundbuchführer Kincses, bei dem das
Mädchen anfangs November diente, erzählte, er habe sie
entlassen, weil tatsächlich nach Verlauf eines Monats allerhand
Gegenstände gegen sie flogen. — Offenbar liegt eine
krankhafte Psychose vor und es wäre zunächst Aufgabe
der Physiologen, vor allem das Nervensystem und den
Organismus des bedauernswerten „ magnetischen * Mädchens
aufs gründlichste zu untersuchen.
/) Uber Ernesto Bellini, das „telepathische
Phänomen", wie er sich ankündigt, erhielt die
„ Augsburger Abendzeitung" vom 30. Jan. er. von offenbar
fachmännischer Seite einen Bericht aus München (dat.
29. Jan.), die unsere (vgl. Jan.-Heft er., S. 60) wiederholt
ausgesprochene Ansicht, daß es sich hier um echte Gedankenübertragung
handelt, vollauf zu bestätigen scheint.
Es heißt dort, Beilini werde am 1. Februar nach München
kommen und an drei aufeinander folgenden Abenden seine
geheimnisvollen Experimente vorführen. „B. kam gestern
Nachmittag hierher, um im „Bayerischen Hofe" vor geladenem
Publikum Proben seiner Kunst zu geben. Eine
hochgewachsene Erscheinung mit blassem Gesichte — es
ließe sich am besten mit einem durch geistige Nachtarbeit
ermüdeten Gesichtsausdruck vergleichen — stand da auf
dem Podium und erklärte in einem harten, mit fremdländischem
Akzent gesprochenen Deutsch die beabsichtigten
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