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Kurze Notizen.
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sehen, daß es mir gut geht,* sagte er. Das Telegramm
kam nie. An dem vorbestimmten Tage war er unter die
Räder eines Brauereiwagens geraten und dabei umgekommen.
Der Ruhm des Hellsehers verbreitete sich natürlich weithin
, aber es kamen nicht bloß wohlbekannte Leute aus der
Gesellschaft zu ihm, sondern oft trat er auch in unangenehme
Beziehungen zu „verkommenen üblen Giftpflanzen
, die den Sümpfen unaussprechlicher Sünden entsprossen
* waren, und während der Hellseher in den Kristall
schaute, zitternd murmelten: „Ahnt er etwas?*
A)Zum Themader „K reu z-K orrespondenz"
schreibt uns unser unermüdlicher Mitarbeiter A. Kaindl
(Linz): „Die Hoffnungen, die man gegenwärtig an die sogenannten
Cross- oder Kreuz - Korrespondenzen (s. den
dankenswerten Bericht im Jan.-Heft er., S. 18 ff.) knüpft,
erscheinen mir keineswegs berechtigt. Die Literatur des
Somnambulismus belehrt uns, daß zwischen Somnambulen,
deren Zustände ja verwandte Erscheinungen aufweisen, sehr
leicht ein Rapport eintritt. Erhält eine von mehreren von
ihrem „Operator* eine positive Aufgabe, so kann sie,
wenn nötig, auch die anderen zur Lösung derselben heranziehen
. So sagte z. B. der Knabe Richard, nachdem er befragt
wurde, ob er mit einem, der eine ähnliche Krankheit
wie er hatte, in Verbindung stehe: „Ja; ich habe schon
den in Berlin genannt.*"— „Aus früherer Zeit aber würde
dir keiner bekannt sein?* „O ja; mein Schwarzer hat sich
doch besonnen, er weiß es: es war ein gewisser Otto
Wittig aus Eisenach; der schlief auch magnetisch, und sein
Geist hieß Ottakonda. Er schlief drei Monate.* Alles
traf richtig zu! — Dr. Hermann Görwitz bemerkt hierzu:
„Wie war es möglich, daß Richard diese Tatsachen, diese
Namen wußte?* Wie geneigt der Somnambule ist, „Geister"
einzuführen, geht,aus folgender Behauptung Richardis hervor
: „Mein Schwarzer ist jetzt ein Geist, war im dreißigjährigen
Kriege Soldat, hat viele Mordtaten verübt und
war überhaupt ein böser ungesitteter Mensch. In der
Schlacht bei Lützen ist er gefallen, als das Pappenheim,-
sche Korps anrückte.* „Die oft bis ins kleinste Detail
gellenden Lebensgeschichten,* sagt Dr. Görwitz weiter,
„welche die Somnambulen ihren Schutzgeistern geben, sind
nur als romantische Gemälde ihrer plastischen Phantasie
anzusehen.* Wie leicht ist es bei einer solchen Neigung
und Befähigung Somnambuler möglich, daß sie sich einer
Aufgabe entledigen, wie sie den drei genannten Medien in
betreff Frederick Myers' gestellt worden ist. — Hinsichtlich
der von Prof. Reichel über Mr. Bailej im Febr.-Heft
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