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Literaturbericht. 197
logen, die usw." Der Leser wird diesen langen Satz unschwer
selbst vollenden können. Und was würden alle diese begeisterten
Nietzsche-Verehrer dazu sagen — so möchte ich fragen —, wenn
man sie bekannt machte mit jenem Aufsatz: „Nietzsche aus
dem Jenseits44 im Nov.-Heft 1910 der „Psych. Stud." und mit
Dr. Hübbe-Sehleiden's Bemerkungen zu diesem Aufsatz im darauffolgenden
Dez.-Heft? Was diese Nietzscheaner dazu sagen
würden? Sie würden sich vermutlich auf den Kopf stellen vor
Verwunderung über die Verrücktheit der Menschen, die solchen
„Unsinn44 ernst nehmen, dies als eine wirkliche Kundgebung des verstorbenen
Nietzsche auffassen können. Und wenn man diesen
Nietzscheanern dann sagte, daß unter den Leuten, die solchen
„Unsinn* ernst nehmen, sich Gelehrte befinden, Gelehrte allerersten
Ranges, und darunter sogar ein Physiker, der den Nobelpreis
erhalten hat, was dann? Trotz der hier konstatierten Zunahme
der Nietzsche - Gemeinde glaube ich doch nicht, daß unter
den Lesern dieser Zeitschrift viele Zugehörige zu dieser Gemeinde
zu finden sind. Doch mag es ja immerhin so sein. Diesen aber
kann die Lektüre des obengenannten Buches von Dr. S. Friedländer
wärmstens empfohlen werden. Denn es bietet einen ganz
trefflichen Ueberblick über alle Hauptwerke dieses einsamen
Denkers, eine Lektüre, durch die man freilich — wenigstens nach
meiner bescheidenen Meinung — ebensosehr zur Bewunderung,
wie zu tiefem Bedauern hingerissen wird. Denn hier begegnen
sich wirklich Genie und Wahnsinn. Ludwig Deinhard.
Die Welt des Menschen. Lose Blätter meiner metaphysischen Untersuchungen
von H. K. Jrund (Bruno Volger's Verlag, Leipzig-
Gohlis 1910).
Das kleine Büchlein versucht die Gedanken-, Vorstellungsund
Erinnerungswelt des Menschen zu erklären und stützt sich
dabei hauptsächlich auf die Hypothesen der Atome und des Weltäthers
. Es knüpft an die materialistische Philosophie der Naturwissenschaften
an und lehrt trotzdem einen persönlichen Weltschöpfer
. Als volkstümliche Einführung ist das Büchlein ganz
zweckmäßig und wird manchen anregen, tiefer in jene Probleme
einzudringen, die zu den tiefsten der ganzen Forschung gehören.
E. W. Dobberkau.
Graf Carl v. Klinckowstroem: Bibliographie der Wünschelrute.
Mit einer Einleitung von Dr. Ed. Aigner: Der gegenwärtige
Stand der Wünschelruten - Forschung. Kommissionsverlag O.
Schoenhuth Nachf. München (Schwanthalerstraße 2). Preis
M. 3.50.
Während bis vor kurzem das Interesse für die Wünschelrute
über den Kreis der Folkloristen, der Kulturhistoriker, der Historiker
des Bergbaus und der Okkultisten kaum hinausdrang, haben sich
seit wenigen Jahren weitere Interessenkreise dem Phänomen geöffnet
. Seitdem dieses infolge der übereinstimmenden Zeugnisse
einer Reihe bedeutender Fachmänner zum Gegenstande ernster und
exakter Forschungen geworden ist, hat man erkannt, daß wir es
hier mit einem komplizierten Erscheinungskomplex zu tun haben,
der zu seiner Lösung den Physiologen, den Psychologen, den Physikern
, den Meteorologen und den Geologen zu gemeinsamer Arbeit
herausfordert. Diese Lösung ist noch nicht erfolgt, obschon
sich in den letzten Jahren die Arbeiten über die Wünschelrute —
und zwar von Vertretern der verschiedensten Disziplinen und An-
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