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198 Psychische Studien. XXXVIII. Jahrg. 3. Heft. (März 1911.)
sichten — gehäuft haben. Da erscheint denn eine Bibliographie des
Gegenstandes, die einen Ueberblick über das gesamte vorliegende
Material ermöglicht, nicht verfrüht. In einer etwa 20 Seiten in 8
umfassenden Einleitung stellt Dr. Eduard Aigner den gegenwärtigen
Stand der Wünschelruten - Forschung fest. Dr. Aigner hat von
jeher die Schwäche des Experimentes im Organismus des Rutengängers
gefunden, der stets allerhand störenden Einflüssen, namentlich
autosuggestiver Art, zugänglich bleibt. Sein Bestreben geht
also dahin, unter Ausschaltung des menschlichen Organismus den
Rutengänger durch objektiv arbeitende Apparate aus der Rüstkammer
der Experimentalphysik zu ersetzen. Denn daß wir die
primäre Ursache des Phänomens in gewissen Erdströmen zu suchen
haben, steht außer Zweifel. Die von unserem hochgeschätzten
Mitarbeiter Graf Klinckowstroem mit erstaunlichem Fleiß und
gründlicher Sachkenntnis zusammengestellte Bibliographie enthält
annähernd 450 Titel in etwa 7 Sprachen mit den dazugehörigen erklärenden
Kommentaren. Sie soll einerseits für den Gelehrten eine
reichhaltige Materialsammlung bieten, andererseits für den Bibliothekar
, den Antiquar usw. ein zuverlässiges Nachschlagewerk sein.
Die chronologische Anordnung, sowie ein Namenregister erleichtern
den Ueberblick und das Auffinden bestimmter Daten. Die Kommentare
geben neben bibliographischen Notizen über Tendenz, Wert
und Inhalt der einzelnen Werke ausführlich Aufschluß. Die Angaben
beruhen — soweit dies möglich war, d. h. fast durchweg —
auf Autopsie und sind bibliographisch exakt aufgenommen. Die
Sammlung umfaßt den Zeitraum von 1532 bis zur Gegenwart. Wir
empfehlen dieses schöne Werk angelegentlich der Beachtung weitester
Kreise. M.
W. Schlüter: Warum denn sterben? Eine Kritik der Todeslehre.
Leipzig, Karl Fr. Pfau. Geheftet M. 7.50 (Subskriptionspreis
M. 6.—).
Die Evolutionslehre steht vor einer entscheidenden Wendung.
Die psychobiologische Bewegung der Gegenwart hat den seelischen
Faktoren im Entwickelungsprozesse wiederum gerade aus
wissenschaftlichen Rücksichten eine hohe Wirklichkeitsbedeutung
zuerkannt. Die philosophische Betrachtung des Lebens räumt den
schöpferischen Funktionen eine zentrale Stellung ein. Die Psychologie
sprengt den veralteten Schematismus der Assoziationstheorie.
Es haben sich völlig neue Probleme herausgebildet. Tatsachen
ganz neuer Art geben der Forschung ein vollständig anderes Gepräge,
so daß der landläufige „Monismusu in diesem Momente weit überholt
ist. Dazu taucht im Gegenwartsmenschen eine Reihe neuer
Fertigkeiten und Phänomene auf, die berechtigen, zu fragen- Erleben
wir jetzt nicht etwa die Bildung einer neuen Art, eines
höheren Typus inmitten aller Entartung? In dieser Richtung weist
das soeben erschienene Schlüter'sehe Werk neue Bahnen, neue
Wege zum Verständnis dieser neuen Lehre.
Fritz Freimar.
Mein zweites Gesicht. Mitgeteilt von Frau M. Kaufmann. 12 S.
Die in J. Kerner's Heimat wohnende Somnambule besitzt seit
Jahren die Gabe des Hellsehens und Hellhörens und besuchte
seinerzeit im Elsaß und in der Südschweiz spiritistische Sitzungen,
in denen ihr auch „Blumenspenden ungerufen durch unsichtbare
Hände übermittelt" worden sein sollen. Sie hält jetzt in der Villa
ihres Gatten, des Psychologen Tr. C. K a u f m a n n (adr. Böckingen
bei Heilbronn-Württ., Friedrichsstr. 64) gegen ein Honorar von
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