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202 Psychische Studien. XXXVIII. Jahrg. 4. Heft. (April 1911.)
und mit Hilfe eines Tischchens die „Geister" befragte.
Auf die Einladung, sich zu beteiligen, legte Lucia Sordi
ihre Hände ebenfalls auf den Tisch und sofort kamen
Klopftöne und intelligente Antworten. Der Ingenieur
Ettore, ein begeisterter Spiritist, pflegte die Entwickelung
dieses Mediums, von dem man wohl große Erfolge für die
spiritistische Phänomenologie erwarten darf.
2. Sitzung, 7. Januar 1910. Die Untersuchung
der Wohnung und insbesondere des Sitzungsraumes hat
nichts Verdächtiges ergeben. Es werden alle Vorsichtsmaßregeln
getroffen, die Türen versiegelt usw. Der „Tisch"
beginnt sogleich mit der Regelung der Sitzreihe. Schon
bei rotem Lichte werden die Klopf töne erhalten, dennoch
will die „Intelligenz" Dunkelheit hergestellt haben.
Sign. Carreras bindet zunächst das Medium. Sobald
Dunkelheit eingetreten ist, fällt das Medium in Trance,
atmet schwer und bewegt die Hände, um sie frei zu bekommen
. Carreras und der andere Nachbar des Mediums
schließen die Kette über letzteres weg und legen ihre Hände
auf die Kniee des Mediums, so jede Bewegung desselben
überwachend. Da plötzlich entflieht das Medium leicht und
schnell, wie von einer unbekannten Kraft in die Höhe gehoben
. Es war auch nicht auf andere Weise möglich, durch
die Stuhlreihe, deren Lehnen sich berührten, durchzukommen.
Unmittelbar darauf begrüßt das Medium mit vollständig
veränderter Stimme als „Remigio" die Anwesenden und
verspricht, gute Phänomene zu versuchen. Dieselben setzen
auch sofort ein mit Berührungen, Klopfen usw. Um Wiederholungen
zu vermeiden, sollen nur die hervorragenden unter
der großen Anzahl der Erscheinungen berichtet werden.
Vor der Sitzung hatte der Ingenieur Ettore eine Flasche
Wein und ein Glas unter ein Tischchen gestellt, um dem
Medium nach der Sitzung eine Stärkung zu bieten. Bald
hören alle die Draperie, welche auf dem Tischchen liegt,
knistern, dann das Knirschen eines Korkes und das Klingen
Sitzungen im Hause des Mediums selbst stattfanden. Die Herren
Carreras, Tummolo und Marzorati wiesen diese Anklage im Sept.-
Heft von „Luce e Ombra" zurück und teilten mit, daß man bereits
damit umginge, ein eigenes, besonders zu diesem Zwecke eingerichtetes
Sitzungslokal herzustellen. Sämtliche Sitzungen wurden
dann auch vom September an in diesem Lokale abgehalten. Die
häuslichen und Familienverhältnisse und das lokale Milieu des
Mediums sind gut charakterisiert in einem interessanten Artikel von
Prof. Achille Trafani im „Ultra" (Aug. 1910): „Sul confine del im-
possibile", welcher in No. 47 vom 26. November v. J. der „Zeitschrift
für Spiritismus" in deutscher Wiedergabe unter dem Titel:
„An der Grenze des Unmöglichen" zu lesen ist." — Red.
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