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Peter: Lucia Sordi, das neue italienische Medium. 205
nach Untersuchung der Abdrücke das Zeugnis aus, daß
Wiese nahtlosen Stücke auf normalem Wege nicht erzeugt
worden sein können.
3. Sitzung, 15. Ianuar 1910. Dieselben Personen
haben sich versammelt und die nötigen Sicherheitsmaßregeln
werden getroffen. Alle Türen werden verschlossen mit
Ausnahme jener in das Vorzimmer, welche nur mit einfacher
Klinke geschlossen ist. Unter einen Tisch stellt man
einen Tigel mit 1700 gr kochendem Paraffin und daneben
eine Fußbadwanne aus Zink mit kaltem Wasser. Es brennt
ein Licht in einer Laterne mit roten Gläsern. Auf einen
Tisch legt man die gewöhnlichen Gegenstände, darunter
ein Paket weißes Papier und das Stempelkissen daneben,
in der Hoffnung, Fingerabdrücke zu erhalten. Es ist 6 Uhr
abends. Man bildet die Kette und sofort fühlen einige dei
Anwesenden leichte Berührungen. Da das Licht so schwach
ist, bemerkt jemand, man könne es während der Sitzung
brennen lassen. Kaum ist dies gesagt, flammt dasselbe mit
dreifacher Leuchtkraft auf und der runde Tisch macht
wellenartige Bewegungen, mit welchen er den Ausdruck
eines sonoren Gelächters gut wiedergibt. Daß diese Auffassung
richtig ist, zeigt das Lachen des Mediums, das
.«ynchronisch mit den Tischbewegungen erfolgt,
„liemigio" nimmt die« Phänomen für sich in Anspruch und
fragt, ob wir zufrieden sind. Kurze Zeit darauf, nachdem
das Licht wieder die frühere Schwäche angenommen hat,
kündigt er an, daß er das Phänomen wiederholen wolle.
Allein es scheint ihm die Kraft gefehlt zu haben. Vielleicht
hat „Etemigio" einen Zufall ausgenützt, indes bis jetzt
war der „Spirit" stets aufrichtig und nie prahlerisch.
Sign. Carreras sagt bei dieser Gelegenheit, daß es
nicht der geeignete Moment ist, hier zu untersuchen, ob
die Persönlichkeit des „Remigio" fingiert oder wirklich sei:
ob es eine Schöpfung des Unbewußten des Mediums sei,
eine Lieblingstheorie Morselli's und Flournoy's, oder ob es
eine desinkarnierte menschliche Persönlichkeit, unabhängig
vom Medium und den Anwesenden, mit anderen
Worten ein „Geist* sei. Zwischen diesen Gegensätzen bestehe
noch eine dritte Hypothese: Telepathische Wirkung eines
Lebenden. So seltsam sie erscheinen mag, sie ist nicht so
unwahrscheinlich, und es gibt Präcedenzfälle, sie zu stützen.*)
Auch hat „Remigio" keine Auskunft gegeben, um die Person -
*) Ein typischer Fall ereignete sich in einem franz. Zirkel, an
dem Leon Denis teilnahm. Hier manifestierte sich viele Monate
lang der Geist eines Trunkenboldes, welcher „lebendig und rüstig"
las der eines Meßners eines Dorfes erkannt wurde.
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