http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1911/0217
Reichel: Meine Erlebnisse in Costa Rica.
213
klärung bedürfen. „Entia non sunt multiplicanda praeter
neeessitatem!" —
Nach einiger Zeit hieß es, daß der „Double" von OMia
sich abgelöst habe und sie selbst am Klavier stände — es
war stockdunkel — und zusammen mit ihrem Doppelgänger
singen würde; ich glaube auch tatsächlich zwei gleiche
Stimmen singen gehört zu haben. Später ging Mr.
Hemmann mit ihr auf die Y^eranda, um zu versuchen, ob
sie in das Zimmer transportiert werden könnte. Ich setzte
mich vor die Türe, deren Siegel gelöst war, aber es geschah
nichts. Ich liebe nicht diese absolute Dunkelheit,
denn derartige Sitzungen, selbst Echtheit vorausgesetzt,
haben zu wenig Beweiskraft für Wissenschaftler.
Von Prof. Charles Eichet heißt es in einem Vortrag („The
Annais of Psychical Science", London, Januar 1905): »Mo-
reover, there is nothing unreasonable in the admission that
light may exercise an inhibitory effect upon certain kinds
of phenomena. Pichet further hold that if cai*eful preeau-
tions are taken, it is rather foolish to consider worthless
all experiments made in the dark." — Wenn aber fünf
Familienmitglieder immer anwesend und die Siegel der
Türe gelöst sind, und wenn das Medium und öfters auch
andere Teilnehmer ihre Plätze verlassen usf., so kann, zumal
bei einem nicht geschlossenen Kreis, von Vorsichtsmaßregeln
keine Rede sein. —
Später, nachdem OMia wieder in das Zimmer gekommen
war, hörten wir die schreiende Stimme von „Mary*,
die sagte, daß sie Ofelia in Trance bringen wolle, wo dann
ihr „Double" singen würde. Das geschah auch. Ich habe
den Trancezustand vieler Dutzende von Sensitiven beobachtet
, viele solche selbst ausgebildet und dabei die Erfahrung
gemacht, daß er sich verschieden zeigt. Bei
manchen sind die Augen geschlossen, die Augäpfel vollkommen
verschwunden, bei anderen starr nach oben gerichtet
, wieder bei anderen bleibt der Augapfel an derselben
Stelle, aber starr und leblos usw. Bei OMia sind die Augen
halb offen, aber starr. Ich brachte eine brennende Kerze
vor ihre Augen, sie zuckte leicht zusammen. Ich zwickte
sie heftig mit meinen Fingernägeln, wie das Graf de Rochas
macht, aber sie reagierte nicht darauf. Dann nahm ich
eine ziemlich starke Stecknadel und durchstach die Haut
ihrer rechten Hand, sodaß die Spitze dieser Nadel am
anderen Ende wieder herauskam; sie zuckte nicht. Ihre
Gefühllosigkeit war also zweifellos. In der Zwischenzeit
sang ihre Stimme am Klavier, das ihre Mutter spreite».
„Mary Brown" kontrollierte hierauf ihren Körper; sie spramr
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1911/0217