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Reichel: Meine Erlebnisse in Costa Rica. 221
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sagte, daß er in der Nähe von Mr. Corrales wohne, schon
(glaube ich) 60 bis 70 Sitzungen mit OMia mitgemacht
und die französische Korrespondenz mit Prof. Charles
Richet und Mr. de Vesme in Paris für Corralfes besorgt
habe, wobei er hinzufügte, er wisse bestimmt, daß alles bei
OMia Schwindel sei, erklärte ich, daß ich sie trotzdem für
ein Medium halte; doch leider seien die Berichte über ihre
Leistungen offenbar so übertrieben, daß es schwer halte,
sie richtig zu stellen. In seiner französischen Lebhaftigkeit
wollte er aber selbst die Richtigstellung in die Hand
nehmen und Unterschriften sammeln von denen, die von
den Unregelmäßigkeiten, die hier passiert seien, genau
Kenntnis hätten. Bis heute habe ich jedoch nichts weiter
in dieser Sache gehört. Ich riet ihm selbst, nicht ohne
weiteres die Familie Corrales zu ruinieren, und versprach
auch meinerseits vorerst nichts zu veröffentlichen, ausgenommen
, wenn Herr Corrales mich angreifen sollte. Am
nächsten Tage, den 4. November 1910, reiste ich dann mit
dem S. S. „Carthago" der United - Fruit - Comp, von San
Jos£, via Port Limon, Guatemala nach New-Orleans — eine
Woche Seereise — und von dort nach Los Angeles (Cali-
fornien), wo ich am 16. November eintraf.
Im Coup£ in San Josö wurde mir noch durch Mr.
Lindo ein Brief (dat. 4. JSov.) von Corrales überreicht, den
ich allerdings nur vom pathologischen Standpunkte aus betrachten
kann. Das Ablehnen meinerseits am Abend zuvor,
seine spanischen Protokolle zu unterschreiben, schien er
nicht überwinden zu können. Dieser Brief ist französisch
geschrieben. Er schreibt darin, daß ich ihn zu Grunde gerichtet
habe! Wodurch? Etwa dadurch, daß ich mich
durch Leute, die längst selbst die Unechtheit dieser
Photographien kannten, von der Wahrheit ihrer Behauptung
überzeugen ließ? Ferner hieß es in dem Brief: „Vou^
etes tombä sous le control de quelques envieux." Wer ist
das? Wer beneidet diesen „headboukkeeper* ? Vielleicht
Mr. Echandi und Mr. Aguilar? Der eine ist Künstler und
der andere „Direetor de las Escuelas del edificio metalico",
beides Kindergemüter! Corrales schreibt weiter: „ Soyez
en sür, sans vous en douter peut-etre, vous etes devenu Je
collaborateur d'une niachination infame* etc.
etc. Ich wollte Herrn Corrales die bona fides nicht bestreiten.
Er selbst hatte mir ja alle die Herren, außer Monsieur Pey-
routet und Mr. Aguilar, zugeführt. Doch wenn auch alle,
bis auf Mr. Lindo und Don Felipe J. Alvarado, die Achseln
zuckten: sie sind nicht seine Feinde, aber sie wollen die
Wahrheit, und wohl niemand bedauert mehr als ich, der
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