Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
38. Jahrgang.1911
Seite: 231
(PDF, 210 MB)
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Kaindl: Der Vampyrismus als Scheintod.

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wegs der Stärke und Häufigkeit, oder wie die Tradition
die Sache darstellt, der Universalität der Vampyr-Heim-
suchungen, als eines Vorläufers von des Opfers Schicksal,
gehörig Rechnung zu tragen. Wie stark und wie weit
verbreitet die Uberzeugung von der Wirklichkeit der Erscheinung
des Gespenstes gewesen sein muß, läßt sich daraus
ersehen, daß sie zu der Einführung des unnatürlichen, widrigbarbarischen
Verfahrens, welches am Grabe des Vampyrs
als gesetzliche und wirksame Maßregel zur Verhinderung
weiteren Unglückes angewendet wurde, Veranlassung gegeben
hatte.

Ich möchte es demnach vorziehen, den Knoten aufzuknüpfen
und die Entwirrung bis auf weiteres zu verschieben
. — Inzwischen bitte ich meine Leser, diese
zweite Hälfte des Problems als ein zusammengesetztes
Phänomen zu betrachten, bei welchem die Auflösung der
beiden Teile sich auf einmal nicht geben läßt, und zwar
bildet der Besuch des Vampyrs den einen, seine Folgen,
die angeblich ansteckende Wirkung, den zweiten Teil.
Ich nehme es für bewiesen an, daß der Geist oder die
Seele eines menschlichen Wesens nach einem ganz natürlichen
Lauf der Dinge und unter gewissen physiologischen
Bedingungen mit dem Geiste eines anderen lebenden Individuums
in unmittelbare Verbindung gebracht werden
kann. [Hiermit ist Telepathie gemeint, die man heute als
wissenschaftlich bewiesen betrachten darf.] Wird diese
Annahme einmal zugelassen, so reicht dieselbe auch zur
Erklärung aller wunderbaren Beispiele realer Geister*
erscheinungen und bewahrheiteter Träume aus. Dasselbe
Prinzip läßt sich auch zur Erklärung des Vampyrbesuches
anwenden. Die Seele des beerdigten Menschen tritt, wie
wir dann annehmen müssen, mit dem Geiste seiner Freunde
in Kommunikation (in telepathische Verbindung mit für
einen solchen Verkehr disponierten Individuen), und nun
folgt die Erscheinung des Beerdigten als Sinnestäuschung.
(Auch teleplastische Darstellungen kommen dabei in Betracht,
da ekstatische Zustände einem solchen Wirken sehr^ günstig
^ind.) Vielleicht ist dieser Besuch eine instinktive Anstrengung
des Beerdigten, die Aufmerksamkeit auf sein
Lebendigsein im Grabe zu richten. Jedenfalls würde
es, von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet,
keineswegs ein Akt des Aberglaubens, sondern
eine Handlung gewöhnlicher menschlicher
Vorsicht sein, wenn jemand, welchem wiederholt
von einem kürzlich Beerdigten träumt,
oder der dessenGeist gesehen zu haben glaubt,


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