Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
38. Jahrgang.1911
Seite: 237
(PDF, 210 MB)
Bibliographische Information
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Kaindl: Die physiologischen Grenzen der Gesiehtshalluzination. 23

Ich glaube in meinem vorigen Artikel dargetan zu haben
daß die Theorie, nach welcher das menschliche Gehirn e!«
halluzinatorisches Bild zu erzeugen und inmitten seinei
wirklichen Umgebung zu stabilisieren vermag, an den
Glauben und die Fassungskraft des Menschen noch weit
höhere Anforderungen stellt, als selbst das Phänomen dei
Materialisation.

Es ist selbstverständlich vollkommen denkbar, daß Per
sonen, die sich unter dem Einflüsse irgend eines Giftet
befinden, wie es z. B. bei jenen der Fall ist, welche ar>
Delirium tremens leiden, von lebhaften und schrecklichen
Halluzinationen belästigt werden; vorausgesetzt, daß während
derselben ihr Gesichtssinn für die Eindrücke ihrer Umgebung
mehr oder minder unempfänglich ist, welchenfalls ihr Gc
Mchtsfeld in seiner Gänze als halluzinatorisch zu betrachten
wäre.

Der Volksausdruck „schwer betrunken" („blind drunk"j
mag noch einen besonderen Sinn haben. Die Visionen de?
Berliner Buchhändlers Nicolai*) dürften wohl zu derselben
Klasse von Halluzinationen gehören, bei welchen gleich
zeitig mit einer Hyperästhesie der Gesichtsvorstellungs
Zentren eine Anästhesie der Netzhäute oder niederer Seh
nervbahnen vorhanden ist, und würde es sich diesfalls um

Gegen diese Folgerung du Prel's erheben sich in mir einige Bedenken,
Da diese Phänomene denselben extravaganten Charakter zeigen,
ob der Agent ein Lebender oder ein Verstorbener ist, so können
wir doch nicht folgern, daß es sich im ersteren Falle um eine anor
male, im letzteren aber um eine normale Wirkungsweise derselben
Fähigketten und Kräfte handeln würde, sondern wir sind m. E. irn
Gegenteil gezwungen, von gleichen Wirkungen auf gleiche Ursachen
zu schließen und in beiden Fällen beim Agenten, während der Zeit
seines magischen Wirkens, abnorme Seelenzustände vorauszusetzen.
Es ist nicht möglich, eine anormale Funktion des einen zu einer
normalen des andern zu machen, ohne zugleich auch seinem ganzen
Dasein den Stempel des Abnormen und Extravaganten aufzuprägen.—
Auch gerät man bei einer weiteren Verfolgung dieser Idee leicht
ins Absurde. Wenn wir z. B. annehmen, die hier supernormale
Fähigkeit des Fernwirkens sei dort normal und jeder vermöchte
seine Gedankenbilder beliebig in den Raum zu projizieren und dort
wahrnehmbar zu verkörpern, so müßte bei einer auch nur teilweisen
Betätigung dieser Fähigkeit, das von realisierten subjektiven Bildern
wimmelnde Jenseits einen wahrhaft chaotischen Anolick gewähren,
wogegen der tollste Hexensabbat einen verhältnismässig geordneten
Eindruck machen müßte. Unter solchen Umständen könnte man
es den „Spirits" nicht einmal verargen, daß sie uns durch die Medien
so viel tolles Zeug vermitteln. K.

*) Christoph Friedr, Nicolai, geb. 1733, der bekannte Freund
Lessing's und Mendelssohn^, aber Gegner Goethe's, gab u. a.:
„Briefe, die neueste deutsche Litteratur betr." (1759 66) heraus und
starb 1811 in Berlin. — Red.


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