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Kaindl: Die physiologischen Grenzen der Gesiehtshalluzination. 239
stehen, in dem sie seinen verstorbenen Vater erkennen.
Die Erscheinung spricht und, während sie in die Wand
hinein entschwindet, verlöscht plötzlich das Licht der Lampe.
„Phantasms of the Living", Vol. I, p. 556: Kapitän
Colt hatte in Schottland die Erscheinung seines Bruders,
der zur selben Zeit bei einem Angriff auf den „Redan" getötet
wurde. Der Perzipient behauptet, daß er seine Augen
wiederholt von der Erscheinung gänzlich ab- und dann ihr
wieder zugewandt habe, so daß die Objektivität derselben
offenbar feststeht.
„Phantasms of the Living", Vol. II., p. 216: Der Reverend
A. Bellamy sieht in einem bei Nacht gut erhellten
Schlafzimmer an der Seite des Bettes, worin seine Frau
schlief, eine Dame sitzen. Die Erscheinung währte, wie
man uns schreibt, lange genug, um eine eingehende Betrachtung
ihrer Gesichtszüge zu gestatten. Er bezeichnete
besonders die Art, in der sie ihre Haare trug. Nachdem
er seine Frau geweckt und sie seine Erzählung vernommen
hatte, erkannte sie sofort in der Erscheinung eine ehemalige
Mitschülerin, die eben gestorben war und die ihr außerdem
versprochen hatte, ihr, wenn sie könnte, nach dem Tode
zu erscheinen. —
Es ist seltsam, daß Gurney von diesen Fällen als von
rein subjektiven Vfeionen spricht. Aus einer Fülle von
Erscheinungen sind das wenige Beispiele, von denen ich
auf Grund der in ihnen enthaltenen Beweisgründe behaupten
möchte, daß sie nicht als rein subjektive Erscheinungen
angesehen werden können, sondern als Materialisationsphänomene
oder als Verkörperungen von Gedankenbildern
betrachtet werden müssen. Es wird hier, wie sich wohl
denken läßt, der Einwand gemacht werden, daß für den
Fall, daß die Erscheinungen Materialisationen wären, sie
dann immer für jeden Anwesenden sichtbar sein würden,
was offenbar nicht der Fall ist.
„Proceediugs of S. P. R.tt, Vol. VIII., p. 311: Ein ganz
ähnliches Beispiel besitzen wir in dem bekannten Morton-
Fall. Hier ist es die Erscheinung einer Dame in Trauerkleidern
, welche im Hause umgeht (spukt) und die nicht
nur von Miss IL C. Morton häufig und bisweilen viele
Minuten lang gesehen wird, sondern auch von deren
Geschwistern und von im Hause bediensteten Personen. *)
_______ (Forts, folgt.)
*) Miss Morton schildert dieses ihr Erlebnis wie folgt: „Es
war am 21. Juli d. J. 1884, als ich mich um c. 9 Uhr abends in unser
Gesellschaftszimmer begab, wo sich mein Vater und meine Geschwister
befanden. Ich setzte mich dort auf das Sopha, das in
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