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Peter: J. MaxwelPs Vortrag über „die Methode". 245
Sehr lehrreiche, auf großer Erfahrung beruhende Fingerzeige
gibt Maxwell hinsichtlich der „Geister% oder wie
er dieselben lieber bezeichnet der „Personifikationen".
Die Natur derselben, sagt der Gelehrte, ist sehr wechselnd.
Sie erklären, Jesus zu sein, ein andermal geben sie sich
als Satan aus; dann nennen 6ie sich Engel oder Dämonen;
mitunter bezeichnen sie sich als das eigene unbewußte Ich
und schließlich als Geister von Abgeschiedenen,
(letzteres ist wohl am öftesten der Fall). Gleichviel wer
sie sind, stets soll die Personifikation als das behandelt
werden, was sie wünscht. Setzt man sich in Widerspruch
mit ihr, dann bleiben gewöhnlich die Erfolge aus. Man
wird immer am besten fahren, wenn man mit ihr gute
Beziehungen unterhält und auf sie die größte Rücksicht
nimmt. Welche Eigenschaften sie auch zeigt, ob furchtsam
, vertrauend oder rechthaberisch, ja selbst mit Fehlern der
Erziehung behaftet, Immer soll man diese Personifikation
yut behandeln.^ Sie ist sehr suggestibel und für Komplimente
sehr zugänglich. Wenn man ihr schmeichelt, erreicht man
oft, was man wünscht. Hier ein sehr einfaches Beispiel:
Man sagt zu ihr: „In einem anderen Zirkel hat die Personifikation
dies und das gemacht". Man wird gewöhnlich
die Erfahrung machen, daß die so angeredete „Persönlichkeita
jener anderen nictÄ nachstehen will. Maxwell ist der
Ansicht, daß die seltsamen Charaktere, welche sich bei den
„Geistern" finden, recht sehr an die sogenannte »zweite
Personalität" erinnern. Man soll in den Experimenten
selbst Ernst und Würde bewahren. »Wir wissen nicht
genau, was hinter den Phänomenen steckt," sagt Maxwell;
es ist also nicht klug, sie als Spiel und Scherz zu behandeln
und keinesfalls wissenschaftlich. Wenn eine Personifikation
sich meldet, ist es erste Aufgabe, zu versuchen, deren
Identität zu erhalten. Fast immer sind diese Personifikationen
sehr redselig, wenn es gilt, allgemeine Gedanken zu entwickeln
. Es finden sich aber nur wenige, welche über ihre
Persönlichkeit Auskunft geben wollen, übrigens darf man
auch hierbei nicht zu optimistisch sein und Maxwell gibt
hier den alten bewährten Eat, eingedenk zu sein, daß eine
positiv bewiesene Tatsache allein genügt, um eine These zu
begründen, welche tausend negative Experimente nicht um-
stüizen können.
Auch Maxwell hält das Problem der Identität
des sich mitteilenden „Geistes" für unlösbar. Entweder,
sagt der Gelehrte, sind die Angaben, welche die „Personifikation
" über sich macht, den Anwesenden bekannt oder
nicht. Im ersten Falle begegnet man sofort dem schweren
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