Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
38. Jahrgang.1911
Seite: 252
(PDF, 210 MB)
Bibliographische Information
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252 Psychische Studien. XXXVIII. Jahrg. 4. Heft. (April 1911.)

Erkennungszeichen fühlte. Im Grunde genommen ist das
alles nicht so verschieden von den Experimenten des
„klugen Hans", bei dem lange die Gelehrten die Zeichensprache
nicht fanden, die zwischen Herrn und Pferd bestand
. Anders scheint der Fall zu liegen, wenn Bellini
ohne Berührung durch eine hinter ihm gehende Person zu
einer Auftragslösung — solche waren dann allerdings
weniger komplizierte Aufgaben — kommt. Diese glückten
auch nur in einem gewissen Prozentsatz der Fälle. Bei
ihnen verwandte Bellini nur Damen als auftraggebende
Personen. Es steht dies schon aus theoretischem Grunde
dem echten Gedankenlesen entgegen, weil im allgemeinen
die Frau einen exakten Gedanken nicht so konzentriert
festhält, wie der z. B. beruflich auf psychologische Experimente
geschulte Mann. Also müßte Bellini gerade bei
dieser Gattung Experimente besonders solche Menschen
aufs Podium bitten. Nein, dort hilft seiner Hypersensibili-
tät das Geräusch der hinter ihm sich bewegenden Damenkleidung
, die sich alterierenden [?J Atmungsgeräusche und
Ähnliches nach, Dinge, die bei der labileren Frauenseele
eben stärker in Erscheinung treten. Bevor er z. B. bei
einem so angeordneten Experiment die Richtung zur gesuchten
Person anschlägt, schwankt er mit dem Oberkörper
nach verschiedenen Bichtungen des Saales, tastet mit der
Hand in die Richtungen, und probiert so, bis er den Impuls
zur Richtung empfindet. Dabei fühlt er vielleicht die
sich zum Mitgehen einstellende Muskulaturspannung der
hinter ihm stehenden Person.

Das klingt nun zunächst sehr absonderlich und doch
kennen wir andere alltägliche Erscheinungen, wo auch ohne
besondere psychische Vorbereitung rein unter Ausschluß
eines Sinnes und unter Schärfung der anderen Wahrnehmungsmöglichkeiten
dasselbe Fernfühlen, sogar leblosen
Gegenständen gegenüber, geschieht. Ich denke an das
Gehen der Blinden. Ein solcher fühlt z. B. deutlich den
im Wege stehenden Gegenstand auf gewisse Entfernung
und weicht ihm aus. Erst recht aber fühlt und hört er
auf ihn zu- oder hinter ihm hergehende Personen und deren
Richtungsabsichten. Wird aber demselben Blinden das
Gehör verstopft, die Stirne, der Sitz unseres feinsten Tast-
und thermischen Sinnes, verbunden, so läuft er hilflos herum
und stößt allenthalben an. Ich glaube, daß es BeiJini
unter solchen Kautelen ebenso ginge wie dem Blinden: er
würde trotz geöffneter Augen, was noch vielen Fehlerquellen
Tür und Tor offen läßt (z. B. Beobachten von
Mienenspiel), die Aufträge nicht mehr lösen können.


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