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268 Psychische Studien. XXXVIII. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1911.)
Einige der Sachverständigen gaben an Sign. Carreras das
schriftliehe Zeugnis, daß es ihnen unbegreiflich erscheine,
auf welche Weise die Paraffinformen entstanden sind.
Merkwürdigerweise zeigt der Fuß auch den Abdruck eines
Gewebes, das offenbar auf der Haut von einem baumwollenen
, weitmaschigen Strumpf entstanden ist.
Das Medium trägt in der Tat einen ähnlichen Strumpf!
Der Fuß ist augenscheinlich der eines weiblichen
Wesens, etwas kurz und dick, nicht nager und mit einer
Schwiele auf der kleinen Zehe; er macht den Eindruck in
einem zu engen Schuh gesteckt zu haben Kann es der
des Mediums gewesen sein? Das ist unmöglich! Wie
hätte dasselbe, das doch gebunden war, Strümpfe und
Schuhe ausziehen können, überdies in unmittelbarer Nähe
der Teilnehmer? Es hätte ferner um den Tisch herum
gehen müssen, um den Fuß in das Paraffin zu stellen -
eine Bewegung um den Tisch war aber unmöglich, wegen
der Enge des Raumes —, außerdem müßte das Paraffin eine
durchschnittlicheWärme von 75 80" wenigstens gehabt haben,
da die Formen sich so deutlich bis in die Einzelheiten der
Epidermis abgedrückt haben. Wahrscheinlich war aber die
Temperatur zwischen 170 und 234° Cels., da das Paraffin
kochend war. Man könnte auch annehmen, daß der Abguß
schon vorbereitet war; allein das Zimmer hatte keine
Schlupfwinkel und das Medium konnte nichts, weder im
Zimmer, noch an sich, verbergen.
Die Hand ist weniger gut abgedrückt, sie scheint,
(wenn auch nur wenige Sekunden) später, als der Fuß in
das Paraffin getaucht worden zu sein. Vielleicht war auch
die Kraft schon im Erlöschen und hat die Dematerialisation
begonnen, ehe der Akt beendigt war. Sicher ist, daß sowohl
Hand wie Fuß nicht aus der Form herausgezogen
werden konnten. Dies hätte die Paraffinformen zerbrechen
müssen.
Sign. Carreras gibt die Untersuchung der Abdrücke
sehr eingehend, auch ist in „Luce e Ombra" eine sehr gute
photographische Aufnahme*) der beiden Formen
beigefügt. Hier seien nur noch folgende Angaben mitgeteilt:
Der abgedrückte Fuß ist nahezu identisch mit jenem des
Mediums, selbst Einzelheiten, wie z. B. eine Schwiele auf
der kleinen Zehe, stimmen überein. Die Maaße des Abdruckes
der Hand sind etwas kleiner, als die Hand des
Mediums. Dagegen weichen die zwei einzelnen Finger,
welche man in der zweiten Sitzung erhielt, vollständig von
*) „Luce e Ombra" 1910, Heft 7, Seite 333.
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