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272 Psychische Studien. XXXVIII. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1911.)
lösen und einige mußte Sign. Carreras sogar zerschneiden.
Man prüfte das Medium auf Unempfindlichkeit (Anästhesie)
mit einer Stecknadel und fand diesen Zustand über den
ganzen Körper verteilt. Dabei waren die Pupillen nach
oben gezogen, so daß man nur das Weiße im Auge sah.
Der Puls betrug 92. Starke magnetische Striche brachten
das Medium aus dem Schlaf. (Fortsetzung folgt.)
Aus den Akten einer geistlichen Oberbehörde.
Von Dr. J o h. C1 e r i c u s.*)
III.
Meinen Berichten im Juli- und Septemberheft der Psych.
Stud. füge ich noch einen dritten beachtenswerten Fall an,
der vor 21 Jahren in der Münchener Diözese sich ereignete.
Der Pfarrer einer oberbayrischen Gemeinde sandte seinem
Ordinariat folgende amtliche Schreiben:
Betreff: Erscheinung Gr., den 26. Februar 1890.
des f J. B. H.
Hochwürdigstes Capitular -Vicariat!
Indem ich mitfolgendes Protokoll ehrerbietigst dem
Hochwürdigsten Capitular-Vicariat unterbreite, bitte ich
untertänigst um alsbaldige Verhaltungsmaßregeln. Zur Ergänzung
des Protokolls erlaube ich mir noch Nachstehendes
anzuführen.
Fr. Maria H. ist mir bekannt als eine rechtschaffene
und fromme Christin. Sie ist in oder bei Berlin geboren
und war daher protestantisch, ist aber schon vor vielen
Jahren, ich glaube in F, zur katholischen Religion übergetreten
. Einer absichtlichen Lüge halte ich sie in dieser
Sache nicht für fähig. Jedoch ist sie eine zart gebaute
Frau, weiche früher sehr krank war. Ihr Arzt hat zu mir
selbst einmal gesagt: „Der Herbst nimmt sie mit.* Seitdem
sind schon 3 Herbste gewesen und die Frau lebt noch, ist
gesund, aber wie gesagt schwächlich. Sie ist ungefähr
40 Jahre alt.
Der alte Herr H. war Kaufmann in M., lebte in sehr
guten Verhältnissen, hatte aber viele Jahre ein schweres
Nervenleiden (Gesichtsreissen), was ihn zu oftmaligen Morphiumeinspritzungen
nötigte. Nach langem Leiden, während
welchem er oft von Selbstmordgedanken geplagt wurde,
starb derselbe ganz plötzlich und unerwartet am 3. Oktober
*) Vergl. Psych. Stud. 1910, S. 498. — Red.
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