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Clericus: Aus den Akten einer geistlichen Oberbehörde. 273
vor. Jahres. In seiner letzten Lebenszeit schien es besser zu
gehen. Aber auf einmal wurde er schwach; er wollte sich
versehen lassen, aber zuerst doch den Arzt fragen. Da verlangte
er vom Bette und, während sein Sohn ihn herabhob,
starb er, nachdem er zwar öfters die hl. Sakramente empfangen
hatte, aber das letztemal geraume Zeit vor seinem Tode.
Er galt als Ehrenmann und stiftete auch zur Kirche M.
einen Jahrtag. Nur von einem Manne habe ich gehört,
daß er eine bezahlte Schuld nochmals habe bezahlen müssen,
weil ihm der alte H. als Zeuge „umgestanden*4 sei. Jedoch
habe ich auf diese Erzählung nicht gar viel gegeben. Das
Haus, in welchem die angebliche Erscheinung stattgefunden
haben soll, gehört dem H. junior; H. aber bewohnte es.
Ich habe vorläufig bloß der H. und der Fr. H. jun. Schweigen
auferlegt. Auch habe ich der Frau H. gesagt, auch wenn
die Erscheinung wahr sein sollte, so folge daraus durchaus
nicht, daß ihr Schwiegervater verdammt sei. Jedoch habe
ich ihr und der H. Gebet für den Verstorbenen ans Herz
gelegt. Zur Beruhigung der Frauen habe ich auch versprochen
, das Haus still und ohne Aufsehen zu benedicieren.
Unter Erneuerung meiner Eingangs gestellten Bitte
geharrt in tiefster Ehrfurcht des Hochwürdigsten Capitular-
Vicariats gehorsamster, ergebenster
J. B. K., Pfarrer.
Dem pfarramtlichen Bericht lag das hier folgende
Protokoll bei:
Protokoll
aufgenommen den 26. Februar 1890.
Praesentes: die Unterzeichneten.
Vor dem unterfertigten Pfarramte erscheint Frau M. H.,
Conducteursfrau von M. und gibt an:
»Am 24. Februar 1 J. Abends um *|,9 Uhr ging ich
mit Lichte in der Hand von meinem Wohn- in das Schlafzimmer
, um für die Kinder die Betten abzudecken. Wir
benützen als Wohnzimmer das rechts gleich neben der
Haustüre gelegene Gemach, als Schlafzimmer das 2te links
von der Haustür gelegene. Das lte links der Haustüre
gelegene Gemach, in welchem am 3ten Oktober vorigen Jahres
Herr Johann H. sen. plötzlich verstarb, benützen wir als
sogenanntes besseres Zimmer. Während ich vom Wohn-
ins Schlafzimmer ging, fühlte ich etwas an mir vorbeistreifen.
Ich dachte, es sei eine Katze, und blickte deßhalb an mir
herunter. Ich sah zu meinen Füßen nichts, aber an der
Türe des besseren Zimmers einen Schatten. Ich dachte:
Wer geht denn da in mein Zimmer?, und machte dabei eine
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