Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
38. Jahrgang.1911
Seite: 285
(PDF, 210 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Gedankenleser in München. 285

Noch ein Gedankenleser: „Die Art und
Weise, wie die Gesellschaft sich unterhält, hat ihre Moden.
Diese Mode besteht meist in dilettantischer Behandlung
wissenschaftlicher Entdeckungen und Streitfragen, die momentan
von sich reden machen. In den 30 er und 40 er
Jahren des vorigen Jahrhunderts trieb alles Mesmerismus,
in den 80 er Jahren photographierte alles und, da momentan
als Reaktion auf den ausgesprochenen Materialismus des
letzten Jahrzehnts der Hang zu seelischen Erforschungen
und vermeintlich seelischer Betätigung sich stark bemerkbar
macht, so häufen sich die Vorträge über Psychotherapie
, einer Therapie, der die Ärzte mehr Aufmerksamkeit
schenken sollten, wenn sie ernstlich den Kurpfuschern

welche sich zu Gunsten der Tatsächlichkeit der als „zweites Gesicht
" bekannten Phänomene stets vernehmen ließen, von ihrer
Seite eine ernste Berücksichtigung erfahren müssen. Wenn die
Wissenschaft auch die Tatsächlichkeit dieser Phänomene nicht als
erwiesen betrachtet, so kann sie in Anbetracht der für sie eintretenden
, höchst beachtenswerten Zeugenschaft auch nicht ihre
Nichttatsächlichkeit als Gewiesen annehmen; wenn sie es aber trotzdem
tut und den Glauben an ihre Tatsächlichkeit als Aberglaube
verdammt, so entkleidet sie sich in den Augen aller denkenden
Menschen nur selbst ihrer Würde, indem sie durch eine solche
Handlungsweise den Beweis erbringt, daß sie sich nicht, wie es
ihr Grundprinzip verlangen <)vürde, vom Geiste reiner Objektivität
leiten, sondern von blindem Glaubenseifer beherrschen läßt. Es
ist bezeichnend, daß diejenigen Vertreter der Wissenschaft,
welche die Wirklichkeit dieser Phänomene am heftigsten bestreiten,
sie niemals zu ihrem Studium gemacht hatten, und daß diejenigen,
welche sich einer solchen Aufgabe unterzogen und das vorhandene
Beweismaterial einer sorgfältigen Prüfung unterwarfen (wie z. B.
Schopenhauer, Dr. Ludwig Kuhlenbeck und Prof. Dr. Friedrich
Zurbonsen) rückhaltslos für die Tatsächlichkeit dieser Erscheinungen
eingetreten sind. — Um zu zeigen, wie die von der „voraussetzungslosen
Wissenschaft" inspirierte Aufklärung selbst die Kunst
mißbraucht, um das Volk in einer ganz bestimmten Weise über
Dinge zu belehren, von denen sie selbst noch nichts versteht, und
ihm Ideen einzuimpfen, die sich über kurz oder lang als falsch erweisen
werden, diene folgendes Beispiel: Man hat bekanntlich Rau-
pach's Drama „Der Müller und sein Kind", indem man es zu einem
Opernlibretto umschrieb, gleichzeitig zu einem Tendenzstücke gemacht
, das nicht, wie ersteres, zu einer „Verherrlichung des Aberglaubens
" dienen soll, sondern im Gegenteil den Zweck verfolgt,
vor Aberglauben abzuschrecken. In der kritischen Besprechung
dieser Oper im klerikalen „Linzer Volksblatt" findet sich unter
anderem folgende Stelle: „Im weiteren Verlaufe obenerwähnter
Einfuhrung heißt es: „„Die Geisterscene ist es, die dem Volksdrama
den Ruf eines Geisterstückes eintrug. Der naive Zuschauer
hält sich an das Konkrete der Geistererscheinungen und vergißt
darüber die Symbolik, die darin zu suchen ist und die ja ein
Shakespeare bei seinen Geistererscheinungen im Auge hat."" (!)
Sehr richtig und schön sagen die Librettisten in dieser Einführung,
daß „Der Müller und sein Kind" nicht wie „„oberflächliche


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