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298 Psychische Studien. XXXVIII. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1911.)
merke ich das Folgende. Der dort angeklagte Home ist
seit 25 Jahren tot und kann sich nicht mehr verteidigen.
Fleury kann ebenfalls für seine angebliche Aussage nicht
mehr als Lebender eintreten. Prof. Becquerol hörte zudem
diese nicht einmal von Fleury selbst, sondern nur durch
einen Zwischenmann. Wie bald wird da etwas entstellt,
mißverstanden, verwechselt, in der Erinnerung verschoben,
sogar ohne bösen Willen. Ob das Gesctiehtchen jetzt frisch
aus dem „Matin* übernommen ward, ist fraglich, da es vor
geraumer Zeit schon durch die Presse ging, doch damals,
wie mich dünkt, mit Abweichungen. Der Schotte Home
war das eigentlich bahnbrechende Medium, dessen Wirken
bei schier unvergleichlichen Kräften ebenso von der Fama
mit unsinnigsten Fabeln übersponnen, wie durch zahllose
gewichtige Stimmen in seiner Echtheit bestätigt wurde,
unter denen sich die des Taschenspielers Bosco, wie die von
anerkanntesten Gelehrten befinden. Der Physiker William
Crookes, den 1902 die Naturforseherversammlung in Berlin
mit dem Zurufe „ubi Crookes, ibi lux" begrüßte, hat seinen
äußerst genauen Forschungen mit Home ein eigenes Buch
gewidmet, in G. C. Wittig's deutscher Ubersetzung: „Der
Spiritualismus und die Wissenschaft" (2. Aufl., Leipzig,
O. Mutze), und, als verbreitet wurde, daß er seitdem zu andrer
Ansicht gelangte, immer wieder seine Bürgschaft schriftlich
und mündlich erneuert. Mme. Dunglas Home, die Witwe
Home's, hat nach dessen Tode zwei starke Bände mit Zeugnissen
angesehener und berühmtester Personen für ihren
Gatten veröffentlicht, deren Echtheit Frederick Myers geprüft
und dokumentarisch festgestellt hat. Verdächtig ist
jenes Geschichtchen nun aber schon dadurch, daß Home in
„den letzten Jahren des Kaiserreiches in Paris Furore gemacht
und sich eines Abends dem Hofe in Compiegne vorgestellt
* haben soll. Home präsentierte sich nicht etwa
damals dem Kaiserhofe, sondern er kam schon l8r>7, am
13. Februar eingeladen, zuerst in die Tuilerieen und machte
durch mehrere Sitzungen ungeheueres Aufsehen. Im selben
Jahre hat noch König Ludwig I. von Bayern, dadurch herbeigezogen
, einer Sitzung am Kaiserhofe in Fontainebleau
beigewohnt und eine Folge davon war auch die Sitzung,
die Home im August desselben Jahres noch in Baden-Baden
dem Prinzregenten von Preußen und dem Könige von
Württemberg gab. Nach 6 Jahren (1863) gab er wieder
Sitzungen in den Tuilerieen, dann im April 1864 und im
Sommer 1865 noch einmal, über was alles Mme. Dunglas
Home in ihrem Buche „Daniel Dunglas Home. His Life
and Mission* (London 1888, Trübner & Co.) genaueste Auf-
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