Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
38. Jahrgang.1911
Seite: 306
(PDF, 210 MB)
Bibliographische Information
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306 Psychische Studien. XXXVIII. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1911.)

Zusammentreffen mit einem Auto oder durch einen kleinen
innerlichen Verdruß, wie sich solche bisweilen mit den
Jahren einzustellen pflegen, veranlasst werden möchte, seine
Ansicht einigermaßen zu revidieren. Man munkelt allerhand
aus den letzten Tagen der verflossenen Miß Eddy. Doch
genug der Präambeln, zur Sache!

»Im ganzen Condroz sagte man mir: „Besuchen Sie
Louis Antoine, er ist der größte Heiler Belgiens. Er
verrichtet Wunder wie die berühmtesten Thaumaturgen.
Er besitzt kein Wissen, außer dem, welches seinem Instinkt
entstammt, oder wie die Spiritisten sagen, von seinem ,Führer(
ausgeht.* Ich persönlich habe eine gewisse Schwäche für
die Heiler. Sie werden allgemein von den Ärzten, ihren
Konkurrenten, verfolgt und tuen oft ebensoviel Gutes wie
diese. Wer hätte nicht den Zuaven Jakob gekannt, der
Zeiten epochaler Berühmtheit erlebte ? In Lyon behandelte
vor einiger Zeit Bouyier täglich mehrere Hunderte von
Kranken, und vor einigen Jahren behauptete zu Paris ein
bizarrer Amerikaner, der unter dem Pseudonym Sankt
Paul auftrat, daß aus seiner Hand, die nur aus 3 Fingern
bestand, heilkräftige fluidische Ströme ausflössen.

Als ich, von Lüttich herkommend, auf der kleinen
Station Jemappes-sur-Meuse ausstieg, fragte ich den Stationsvorsteher
: „Kennen Sie Louis Antoine?* „Ob ich den
kenne*, antwortete dieser, „man spricht von ihm in ganz
Belgien. Er wohnt 200 Meter von hier und heute Nachmittag
treffen Sie ihn inmitten seiner Patienten.Ä Hinter
der Bahnsteigsperre sah ich L£on Foccroule, den Vorsitzenden
des Spiritisten Vereins zu Poulseur. Ich brauchte
mich also nicht weiter nach einem Cicerone umzuschauen.
Seine rundlichen Augen unter den gefalteten Augdeckeln
strahlten von Klugkeit und Wohlwollen. Für ihn ist Louis
Antoine eine Art Heiliger, ein Priester der Laienkunst,
der mit vollkommener Uneigennützigkeit für das Wohl der
Menschheit tätig ist.

Wir schritten durch den Rauch der Fabriken über die
Eisenbahngeleise, über geschwärzte Erde, bevölkerte Straßen
entlang. Bisweilen zogen sich langsam bewegende Frauen
an uns vorüber, mit einem Stecken auf der Schulter, von
dem bis zu den Hüften mächtige Eimer herabhingen. Die
Sonne schien nur trübe; die Fabrikschlote erhöhten die
traurige Stimmung und erfüllten alles mit Dunst. Mir kam
das geistreiche Wort des belgischen Sozialisten Demblon
in den Sinn: „Der Mystizismus entwickelt sich meist in den


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