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Meisel: Allgemeine Bildung und Aberglaube. 311
gesteigert wird. Sie hat ihren Sitz in unserem Unterbewußtsein
. Der Glaube versetzt Berge, so sagt man. Er
kann vor allem zur Gesundheit verhelfen, welche selbst
eine geheime Quelle des Lebens ist.«
III. Abteilung.
Tagesneuigkeiten, Notizen u. dergl.
Allgemeine Bildung und Aberglaube.
Unter dieser Überschrift brachte kürzlich die den
okkultistischen Fragen bekanntlich mehr als kühl gegenüberstehende
.Frankfurter Zeitung * einen sehr beherzigenswerten
Artikel aus der Feder von Prof. Dr. F. Meisel
(Darmstadt). Leider machen es unsere beschränkten Kaumverhältnisse
unmöglich, diesen nebst der darauf folgenden
„Entgegnung" zum Abdruck zu bringen. Dagegen werden
unsere Leser aus dem in Nr. 90 (Erstes Morgenblatt vom
31. März er.) erschienenen „ Schlußworttt des angegriffenen
Verteidigers besonnener Forschung ein Bild von der Tragweite
dieser Gelehrten-Polemik gewinnen. Derselbe lautet:
„Im Ersten Mofgenblatt der Nr. 84 d. Bl. vom
25. März hat Herr Dr. F. R. eine Entgegnung auf meinen
in Nr. 77 d. Bl. erschienenen Artikel veröffentlicht, mit der
ich mich kurz befassen möchte. Herr Dr. F. R. wirft mir
zunächst vor, meine Ausführungen seien eher geeignet, die
Grenze zwischen Aberglaube und Naturerkenntnis zu verwischen
, als sie klar zu zeichnen. Diesen Vorwurf stecke
ich sehr gern ein; es war ja gerade meine Absicht, zu
zu zeigen, daß diese Grenze durchaus nicht so scharf and
so zweifellos zu. ziehen ist, wie der typische Vertreter der
„allgemeinen Bildung" gewöhnlich glaubt. Diese Grenze
ändert sich in der Tat fortwährend; ist es wirklich notwendig
, an das Beispiel des Hypnotismus zu erinnern,
der lange Zeit hindurch als dem Gebiete des Aberglaubens
zugehörig betrachtet wurde und nun seit einer Reihe von
Jahren in das Repertorium der offiziellen Wissenschaft eingerückt
ist? Oder soll ich an die Meteoriten erinnern
, an deren Existenz zu glauben als ein Beweis
schimpflichsten Aberglaubens galt, bis der große Meteoritenfall
von FAigle 1803 die offizielle Astronomie zwang,
zuzugeben, daß Steine „vom Himmel fallen" können?
Herr Dr. F. R. meint, auch ich würde zugeben, daß
dadurch, daß bisher als chemisch einheitlich angesehene
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