Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
38. Jahrgang.1911
Seite: 316
(PDF, 210 MB)
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316 Psychische Studien. XXXVIII. Jahrg. S.Heft. (Mai 191U)

das die exakten Naturwissenschaften, vor allem die Psychologie
in Gebrauch hat. Die Zeiten, da man die Psychologen
für Phantasten und Träumer hielt, sind endgiltig
vorüber. Seitdem Wundt in Leipzig die ersten Apparate
für angewandte Psychologie herstellte — etwa Mitte der
siebziger Jahre — hat die Psychologie eine Entwicklung
genommen, die sie ebenbürtig den exakten Wissenschaften
an die Seite stellt. Heute sind Rüstkammern der Psychologie
so ausgestattet, daß selbst der Studierende, wenn er
sie betritt, oft glaubt, sich in das Laboratorium eines
hervorragenden Chemikers oder Physiologen verirrt zu
haben. Wohl das größte Laboratorium für experimentelle
Psychologie hat die Harvard - Universität; ein Unzahl von
Apparaten und Experimentiermaschinen, für die vor allem
der elektrische Strom zur Verwendung kommt, sind dort
angehäuft; die Untersuchungen, die der Psychologe mit
diesen Hilfsmitteln vornimmt, sind oft viel subtiler, als die
meisten der exakten Wissenschaften. Bei diesen liegt zumeist
das zu untersuchende Objekt klar zutage, während
der Psychologe oft erst die Grundlagen festzustellen hat,
die zur Erkenntnis des Objekts führen sollen. —Wie kommen
Sinneseindrücke zustande? Was ist Bewußtsein? Wie
setzt sich eine sinnliche Wahrnehmung in Empfindung, in
Bewußtseinsinhalt, in Verständnis um ? All das beschäftigt
den psychologischen Experimentator, der heutzutage im
stände ist, rein seelische Vorgänge mittels des Experiments
gerade so zu verfolgen und zu erklären, wie der Astronom
seine Sternbahnen nachzuweisen und der Chemiker seine
Stoffanalysen zu demonstrieren versteht. Auf Grund ihrer
eingehenden Forschungen ist die Psychologie zu der Überzeugung
gekommen, daß den seelischen Vorgängen solche
körperlicher Natur entsprechen, und immer ist das Sammelbecken
dieser Vorgänge das Gehirn. Wenn nun gesagt
worden ist, daß seelische Äußerungen sich nicht restlos in
Bewegungen umsetzen lassen, die im Gehirn erfolgen, daß
es immer noch rätselhaft sei, wie gewisse Vorstellungen
sich mit besonderer Gewalt aufdrängen, während andere
leicht unterdrückt werden, wenn gesagt wird, es fehle der
Faktor, der bei dem Ansturm der Wahrnehmungen Auswahl
trifft: die Einwirkung des Persönlichen, so stimmt das
gewissermaßen. Aber auch für die Annahme einer freischaltenden
psychischen Einwirkung läßt sich das Gehirn
nicht ausschalten.*) Die Psychologie ist und bleibt beherrscht
von dem physiologischen Gehirnprozeß. Die Be-

*) Wenigstens nicht für die irdische Erscheinungsform der
Psyche. - Red.


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