Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
38. Jahrgang.1911
Seite: 320
(PDF, 210 MB)
Bibliographische Information
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I

320 Psychische Studien. XXXVHL Jahrg. 5. Heft. (Mai 1911.)

die Wissenschaft durch die Feststellung gemacht, daß bei
den meisten Menschen die linke Hemisphäre des Gehirns
besser ausgebildet ist, als die rechte, und daß ferner jede
der Hemisphären die entgegengesetzte Hälfte des Gesamtkörpers
beherrscht. In der Zeitschrift „Uber Land und
Meer" berichtete jüngst Dr. med. Kurt Hildebrandt über diese
Untersuchungen: Bekanntlich gehen ja die Nerven, die die
rechte Körperhälfte versorgen, von der linken Hirnhälfte
aus, und umgekehrt. Wie nun schon der linken Hirnhälfte
ein gewisses Übergewicht zukam, da sie die geschicktere
rechte Hand versorgt, so kommt jetzt der linken Großhirnhemisphäre
ein bedeutendes Ubergewicht für das Geistige
zu. Dieselbe Verletzung, die rechts im wesentlichen keine
dauernden Folgen hat, macht links den Betroffenen stumm,
nimmt ihm die Schrift und stört auch das an die Worterinnerungsbilder
geknüpfte begriffliche Denken. Den
zweiten wichtigen Schritt in dieser Lehre bildet die Entdeckung
des „sensorischen Sprachzentrums". Wernicke
fand 1883 die Stelle in der linken Hemisphäre, bei deren
Verletzung die „sensorische Aphasie" auftritt, das heißt der
Verletzte im Gegensatz zur „motorischen Aphasie4' wohl noch
etwas sprechen kann, aber kein Wort mehr dem Sinne nach
verstehen kann (obwohl ei selbst leise Geräusche vernimmt).
Auch diese Krankheitsbilder haben für den Neuling etwas
sehr Uberraschendes: die Kranken sind oft sehr redselig
und sprechen mit vernünftigen Gesten, so daß man von
fern den Eindruck einer lebhaften Unterhaltung hat. Hört
man aber hin, so bemerkt man, daß sie von dem Gespräch
ihres Partners kein Wort auffassen und selbst vollkommen
sinnlos radebrechen; sie verstehen ja selbst kein Wort davon
, was sie sagen, und haben sehr oft bei erhaltener Intelligenz
kein Bewußtsein von diesem Defekt. Im Jahre
1900 beobachtete Liepmann in Dalldorf einen Kranken, der
einen absolut verblödeten Eindruck machte. Er konnte
nicht sprechen, anscheinend auch nicht verstehen, und beging
ganz sinnlose Handlungen. Jedoch konnte bei eingehender
Untersuchung festgestellt werden, daß, — um es
etwas kraß auszudrücken — nur der rechte Mensch (also
das linke Hirn) blödsinnig war, der linke Mensch aber vernünftig
. Hielt man nämlich die sonst viel aktiveren rechten
Gliedmaßen fest, so befolgten die linken richtig die Aufgaben
, die gestellt wurden. — Es geht aus dem Gesagten
hervor, daß bei einer genauen Trennung beider Hemisphären
der linke Mensch weder verstehen, noch sprechen
könnte, da ja beide Sprachzentren im linken Hirn liegen,
also dem rechten Menschen zugute kommen.


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